Drittelregel und Goldener Schnitt

orange leuchtende wolken über schneebedeckten berggipfeln und einem see im vordergrund

Lass uns kurz den Kunstunterricht aus längst vergangenen Tagen aus der Erinnerung kramen. Ich bin mir sicher, auch du hast garantiert schon etwas vom „Goldenen Schnitt“ gehört. Zur Erinnerung: „Als Goldener Schnitt (lateinisch sectio aurea, proportio divina) wird das Teilungsverhältnis einer Strecke oder anderen Größe bezeichnet, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (auch Major genannt) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (dem Minor) gleich ist.“ (Quelle: Wikipedia) Alles klar? 🙂 Falls nicht, lass es mich einfacher erklären. Der Goldene Schnitt teilt eine Fläche harmonisch auf. Das galt und gilt für alle bildende Künste, also auch die Fotografie. Einfacher und verständlicher ist allerdings die Drittelregel. Wie das im Einzelnen aussieht, möchte ich dir hier kurz an einem Beispiel zeigen.

An dieser Stelle will ich kurz erwähnen, dass Drittelregel und Goldener Schnitt natürlich nicht die einzigen Gestaltungsregeln sind. Es gibt noch viele andere. Aber besonders die Drittelregel kannst du recht einfach anwenden. Und du wirst sehen, damit werden deine Bilder sofort spannender, versprochen!

Drittelregel

Die Drittelregel ist an den Goldenen Schnitt angelehnt. Hierbei wird eine Fläche mit vier Geraden in neun gleich große Rechtecke aufgeteilt:

drittelregel als muster über ein bild gelegt
Hier die Drittelregel in Anwendung

Diese Regel leitet sich von der Sehweise ab, wie wir Menschen Bilder betrachten. So rate ich dir, dass du wichtige Sachen auf die Schnittpunkte der Geraden legst, denn:

  • dein Bild wirkt aufgeräumt
  • wichtige Informationen werden sofort erfasst
  • dein Bild wirkt harmonisch
  • Zuschauende erkennen, dass du dir beim Aufnehmen des Bildes Gedanken gemacht hast

Auch hier haben Digitalkameras einen sehr großen Vorteil: Du kannst dir im Display der Kamera so ein Gitternetz einblenden lassen. So kannst du direkt bei der Aufnahme darauf achten, wo du Elemente im Bild platzierst. (Okay, ich will nicht verheimlichen, dass dies auch bei analogen Kameras funktioniert. Ist aber lange nicht so bequem. 🙂 )

Goldener Schnitt

Und ja, natürlich kannst du auch den Goldenen Schnitt anlegen. Das sähe dann in der Praxis so aus (zur Verdeutlichung habe ich die Linien der Drittelregel im Bild belassen und den Goldenen Schnitt rot markiert):

goldener schnitt mi vergleich zur drittelregel auf das gleiche bild gelegt
Beim Goldenen Schnitt liegen die Schnittpunkte der Geraden weiter innen.

Wie schon angemerkt: Für die Praxis halte ich die Drittelregel für einfacher. Denn ein Bild in neun gleichgroße Rechtecke einteilen, fällt mir in Gedanken leichter, als links und rechts größere und in der mittleren Spalte oben und unten kleinere Rechtecke und in der Mitte ein Quadrat. Um ehrlich zu sein nutze ich in der Praxis die Drittelregel. Den Goldenen Schnitt probiere ich eher hinterher am Rechner aus. 🙂 Beim Beschneiden-Werkzeug in Gimp (kostenloses Bildbearbeitungsprogramm) kannst du dir das Raster des Goldenen Schnitts anzeigen lassen.

Wozu Gestaltungsregeln?

Auch wenn wir kurz den Kunstunterricht aus, zumindest bei mir, längst vergangenen Tagen streiften: Gestaltungsregeln sind wichtig zu kennen. Denn nur was du kennst, kannst du bewusst brechen. Um es mit den Worten des Fotografen Detlev Motz auszudrücken: „Wer als Anfänger die Gestaltungsregeln der Fotografie ignoriert, hat keinen Verstand. Wer sich aber fotolebenslang daran klammert, hat keine Phantasie.“
Falls du dich fragst, wozu überhaupt Bildgestaltung: Besonders am Anfang neigen Menschen dazu, wichtige Inhalte in die Mitte ihres Bildes zu platzieren. Das nimmt Bildern sehr schnell jegliche Spannung. Kleine Demonstration an Bounty:

Bounty erhält im zweiten Bild mehr Luft nach rechts. Da dies ihrer Laufrichtung entspricht, wirkt das Bild gleich dynamischer. Die mittig platzierte Bounty wirkt da gegen etwas leblos. Ja, sie läuft. Nur das niemand so genau weiß, wohin eigentlich.

Und dennoch will ich etwas kurz erwähnen: Du kannst solche Regeln immer brechen. Wenn es denn zum Bild passt und deine Aussage unterstreicht. 🙂

Such‘ in deinem Telefon oder deiner Kamera nach der Funktion „Gitternetz einfügen“ und probier‘ es einfach mal aus. Du wirst sehen, deine Bilder werden merklich gewinnen. Ganz ohne Geld ausgeben. 🙂 So, und nun leg‘ los und tob‘ dich aus.

Wenn du noch mehr über spannende Bilder lernen willst, klicke auf Bildgestaltung. Oder du eignest dir noch etwas Wissen über die Fototechnik an.

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