Die Perspektive – ein unterschätztes Mittel der Fotografie

Spannende Fotos zeigen die Welt aus ungewohnten Perspektiven.

Bilder aus dem Stand, also auf Augenhöhe, wirken schnell gewöhnlich und damit langweilig.

Selbst wenn sich am Himmel dramatische Szenen abspielen, lässt sich in 99% aller Fälle mit einer überraschenden Perspektive ein noch ansprechenderes Bild machen.

Um mit der Perspektive zu spielen, darfst du nicht zögerlich sein.

Einige meiner besten Aufnahmen entstanden bäuchlings im Dreck liegend. Irritierte Blicke der Umstehenden eingeschlossen.

In diesem Artikel gebe ich dir Tipps und Anregungen geben, wie du spannende Bilder erstellst, in dem du nur die Perspektive veränderst.

Neben der Perspektive gibt es noch andere simple Wege, mit denen du deine Fotos sofort besser werden lässt. Diese verrate ich dir in meinem Ebook „6 einfache Rezepte für herausragende Fotos“. Trage dich in meine Mailingliste ein und ich schenke dir das E-Book:

Weshalb du die Perspektive variieren solltest

perspektive von oben auf weihnachtsbaumkugel am strand
Bild einer Weihnachtsbaumkugel aus normaler (stehender) Position am Strand.
perspektive weihnachtsbaumkugel liegend am strand
Und hier die Weihnachtsbaumkugel aus einer gänzlich anderen Perspektive.

Du siehst schon, mit der Perspektive lässt es sich hervorragend spielen.

Dazu kommt, dass dir das Spiel mit unterschiedlichen Blickwinkeln ohne viel Aufwand spannendere Bilder beschert.

Denn auch mit deinem Handy kannst du dich in den Dreck werfen.

Oder es über den Kopf halten und viele andere Dinge.

Ich persönlich halte das Spiel mit den Perspektiven für das am meisten unterschätzte fotografische Mittel.

Dabei ist es so einfach.

Was sind denn nun ungewöhnliche Perspektiven?

Im Prinzip alles, was nicht der normalen Augenhöhe entspricht.

Also Draufsichten oder Froschperspektiven, Nahaufnahmen und Totalen.

Gehe beim Fotografieren einfach mal in die Knie.

Du wirst merken, die Welt sieht gleich ganz anders aus. Treibe das Spiel auf die Spitze und lege dich auf den Boden. So entstehen ungewöhnliche Bilder, an denen andere beim Betrachten hängen bleiben. Versprochen.

Für das zweite Foto lag ich übrigens bäuchlings am Strand.

Die Blicke der anderen Menschen brauche ich dir wahrscheinlich nicht beschreiben. Wirklich köstlich. Aber wert war es mir die abschätzigen Blicke allemal.

Denn dieses Bild diente mir als Weihnachtskarte und kam ausgesprochen gut an.

Also: Augen auf und Perspektive verändern.

Begib dich auf Augenhöhe mit deinem Motiv

Der Tipp klingt für dich vielleicht fast schon selbstverständlich.

Häufig wird er aber gern vergessen.

Gerade bei Hunden oder anderen kleineren Tieren finde ich sehr häufig Bilder, die aus dem Stand fotografiert wurden.

Das ist ja auch weder verkehrt noch verboten.

Nur spannend sind diese Bilder häufig nicht.

Dabei könnte es so einfach sein.

Einfach mal in die Hocke gehen…

hund rennt mit futterbeutel auf waldweg perspektive auf augenhöhe
Für dieses Bild habe ich mich schlicht auf den Hosenboden gesetzt. So bin ich mit Bounty auf einer Höhe, wodurch das Bild gleich viel lebhafter wirkt.

„Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“ Robert Capa.

Eines der berühmtesten Zitate im Zusammenhang mit der Fotografie.

Allerdings solltest du den Spruch nicht ausschließlich wortwörtlich nehmen.

Mit Nähe meint Capa viel mehr, dass du Nähe zwischen deinem Motiv und den Zuschauenden schaffst.

Und das geht am einfachsten auf Augenhöhe.

So schaffst du in deinen Bildern Nähe, auch wenn es naturgemäß räumliche Distanz gibt.

Und genau diese Nähe entsteht, wenn sich Zuschauende auf Augenhöhe mit dem Motiv befinden.

Dies gilt besonders für die Fotografie von Lebewesen.

Froschperspektive

froschperspektive an einem baum vom stamm richtung krone
Die Froschperspektive lässt den beeindruckenden Baum noch mächtiger wirken

Die Froschperspektive erreichst du, wenn du deine Kamera nach oben richtest.

Durch das aufeinander Zulaufen der Linien im Bild, signalisierst du Höhe.

Dadurch wirken die Objekte groß und mächtig. Bisweilen sogar fast schon einschüchternd und bedrohlich.

Mach‘ dir das in deinen Bildern zu Nutze.

Spiele damit, in dem du kleine Elemente groß in Szene setzt.

Denn wenn Zuschauende verwirrt sind, bleiben sie an deinem Bild hängen.

In der Bilderflut der heutigen Zeit eine gute Möglichkeit Aufmerksamkeit zu bekommen.

Vogelperspektive

vogelperspektive auf ein mündungsdelta eines großen flusses
Die Vogelperspektive zeigt, flappsig formuliert, die Welt von oben.

Die Vogelperspektive zeigt Elemente von oben oder aus der Draufsicht.

Am einfachsten erreichst du diesen Effekt, in dem du deine Kamera einfach nach vorn kippst.

Oder du findest einen erhöhten Standpunkt und fotografierst die unter dir liegende Landschaft.

Mittlerweile auch sehr beliebt sind Drohnen.

Da ich selbst keine besitze, verlinke ich dir ein Bild von Robert Bonsels. Ein Landschaftsfotograf zum Niederknien. 🙂 Hier geht’s zum Bild.

Die Vogelperspektive kannst du aber auch ohne Drohne oder erhöhten Standpunkt nutzen.

Überwiegend wirken Bilder aus der Vogelperspektive sehr grafisch, im Sinne von zweidimensional.

Sie eignet sich besonders um Strukturen herauszuarbeiten und Objekte auf ihre reine Form zu reduzieren. Gleichzeitig lassen Bilder aus der Vogelperspektive die Objekte verletzlich und klein wirken.

tasse aus vogelperspektive auf die reine form reduziert
Natürlich weißt du, dass es sich bei diesem Objekt um eine Tasse handelt. Durch die Vogelperspektive wird die Tasse aber auf ihre runde Öffnung reduziert. Das Bild wirkt zweidimensional.

Zentralperspektive

zentral perspektive in einer alten fabrikhalle mit stahlträgern

In der Zentralperspektive (auch als Normalperspektive bezeichnet) aufgenommene Bilder entsprechen der gewöhnlichen Sichtweise.

Solche Bilder wirken ruhig, gleichförmig, fast schon beruhigend.

Ich nutze die Normalperspektive gern um Symmetrie und Gleichförmigkeit zu unterstreichen.

Wie im oberen Bild.

Das Bild der alten Fabrikhalle wirkt dadurch sehr aufgeräumt. Dieser Eindruck wird durch die Linienführung zusätzlich verstärkt.

Klicke dich doch mal ein wenig durch Instagram oder Flickr.

Du wirst sehen, die Normalperspektive taucht sehr häufig auf.

Die wirklichen spannenden Bilder weichen aber davon ab.

Oder das Bild in Normalperspektive besticht durch nahezu perfekte Symmetrie.

Nahaufnahme/Close-Up

nahaufnahme einer muschel am strand zum sonnenuntergang perspektive auf höhe des strandes

Nahaufnahmen und Close-Ups rücken in der Regel unscheinbare Objekte in den Fokus.

So kannst du damit Details hervorheben, die im Alltag schnell übersehen werden.

Am Strand gelingt dir das beispielsweise durch eine Muschel, wie im Beispielbild.

So kannst du deinen Zuschauenden eine Welt eröffnen, die sie andernfalls gar nicht wahrnehmen.

Dafür brauchst du in erster Linie ein waches Auge.

Sieh genau hin.

Erkennst du vielleicht im Sand Strukturen, die dir auf den ersten Blick gar nicht auffielen?

Tummelt sich auf dem scheinbar langweiligen Waldboden ein kleiner Käfer oder eine Ameise?

Versuche Strukturen und Muster in der Natur zu erkennen. Denn dies wird deinen Bildern mit Sicherheit zu Gute kommen.

Auch hier kann ich nur flammend daran appellieren: Bewege dich beim Fotografieren!

Ein paar lose Steine am Strand können aus einem anderen Blickwinkel plötzlich eine Linie bilden. Oder ein spannendes Muster. Oder eine Art Pfeil.

Je mehr du dich bewegst, desto interessantere Bilder wirst du aufnehmen.

Totale

steine in einem see zum sonnenuntergang als totale perspektive
Diese Linie von Steinen schuf die Natur. Für Fotograf*innen ein sehr dankbares und sehr beliebtes Motiv

Die Totale schafft Überblick.

Du zeigst in deinem Bild eine komplette Szenerie.

Dies gelingt dir am einfachsten mit dem Weitwinkel.

Aber Vorsicht: Besonders diese Perspektive ist sehr anfällig für strukturlose und verwirrende Bilder.

Je größer der Überblick ist, desto wichtiger ist eine ansprechende Bildführung.

Dies geht am einfachsten mit Hilfe von Linien. Davon gibt es in der Natur mehr, als du jetzt vielleicht erwartest.

Und nicht alle diese Linien sind durch Menschenhand geschaffen. Du musst sie nur erkennen.

hölzerne seebrücke in richtung meer zum sonnenuntergang in totale perspektive
Die Linien des Geländers sorgen für Struktur und gleichzeitig für einen räumlichen Eindruck.

Solche Linien haben noch einen weiteren Vorteil:

Sie erwecken im zweidimensionalen Bild den Eindruck räumlicher Tiefe.

So fühlen sich Zuschauende in dein Foto integriert.

Zum Thema „räumliche Tiefe“ gibt es übrigens einen eigenen Artikel von mir: „Räumliche Tiefe – Dreidimensionalität in Bildern“.

Abschlussworte zur Perspektive

Perspektive heißt Bewegung.

Denn erst dadurch findest du neue Blickwinkel.

Geh‘ dicht (wenn möglich) an dein Motiv heran oder bewege dich mal ein Stück davon weg.

Lege dein Motiv an einen Bildrand, schneide es an, et cetera.

Deiner Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Probier‘ dich aus!

Je mehr verschiedene Perspektiven du ausprobierst, desto bessere Bilder wirst du mit nach Hause nehmen.

Wie du wahrscheinlich schon gemerkt hast:

Perspektiven wie die Totale oder auch die Nahaufnahme profitieren von unterschiedlichen Brennweiten.

Sehr kurze Brennweiten eignen sich in der Regel für den Überblick einer Totalen am besten.

Nahaufnahmen gelingen am einfachsten mit längeren Brennweite (sehr vereinfacht ausgedrückt.

Besser wäre: Teleobjektive ermöglichen dir, dein Objekt formatfüllend abzulichten.

Wenn du mehr zur Brennweite wissen willst, lies meinen Artikel „Die Brennweite – fotografisch erklärt„. 🙂

Kombinierst du die ungewöhnliche Perspektive mit einer guten Linienführung, starken Kontrasten oder anderen Elementen der Bildgestaltung, bringst du deine Fotografie bereits auf ein neues Level.

Gänzlich ohne Geld auszugeben.

Du brauchst lediglich ein wenig Überwindung und den Mut, dich schräg angucken zu lassen.

Gleichzeitig ist die Vielfalt an Perspektiven die einfachste Möglichkeit, dass deine Bilder Beachtung erfahren. Und für mich zugleich ein massiv unterschätztes Mittel in der Fotografie.

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