Minimalismus – ein Begriff, der in vielen Bereichen verwendet werden kann, auch in der Fotografie.
Hier will ich den Versuch wagen, diese besondere Stilrichtung zu beschreiben.
Und dich dazu animieren, dich selbst an minimalistischen Bildern auszuprobieren.
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Wir starten mit einem kurzen historischen Exkurs.
Minimalismus in der Geschichte
Erste Ansätze des Minimalismus gab es bereits in den 1920er Jahren.
Die Ursprünge liegen in der klassischen Architekturmoderne. Grundsätzlich besann man sich auf eine Reduktion der Formen und auch Farben. Insbesondere die geometrischen Formen sollten eingeschränkt werden. Zentrales Anliegen war die Reduktion auf das Wesentliche.
Bis diese Gedanken in der Fotografie ankamen, dauerte es aber noch etwa 40 Jahre.
In den frühen 1960er Jahren bildete sich eine Gegenbewegung zur gestischen Malerei im abstrakten Expressionismus.
Künstler*innen setzten bewusst die Reduktion von Farben und Formen ein. Ein krasser Kontrast zu den oftmals sehr vielfältigen expressionistischen Kunstwerken.
Hintergrund für die Einfachheit der Kunstwerke war der Wunsch nach Übersichtlichkeit und Klarheit. Dieser Wunsch breitet sich aus.
Mittlerweile gibt es den Minimalismus auch als Lebensentwurf. Weniger materielle Güter, dafür ein mehr an Leben.
Vanlife, Langstreckenwanderungen und Tiny Houses können wir wohl als Weiterentwicklung des Minimalismus bezeichnen.
Und jetzt fragst du dich bestimmt: Schön, aber was hat das jetzt mit der Fotografie zu tun?
Hauptmotiv klein – Gedankenraum groß
Häufig tauchen im Minimalismus in der Fotografie die Hauptmotive im Bild sehr klein auf.
So entsteht sehr viel Raum um das Motiv. Und dieser Raum wird im Idealfall durch Zuschauende und deren Gedanken gefüllt.
Genau dadurch wirken diese Bilder.
Sie laden zum Verweilen ein.
Sie wirken beruhigend.
Die Gedanken können die Szenerie aufgreifen und auf Reisen gehen.
Minimalistische Fotografien laden zum Träumen ein und sorgen so für Ruhe und ein kurzes Innehalten.
Als Minimalismus gilt aber auch, wenn eine klare Struktur an einem Punkt unterbrochen wird.
Minimalismus in der Fotografie ist nicht an bestimmte Motive gebunden. Ganz im Gegenteil.
In jedem Bereich der Fotografie kannst du minimalistische Bilder aufnehmen. Es hängt lediglich von dir selbst ab.
Minimalismus Fotografie – Worauf es ankommt
Minimalismus in der Fotografie meint Bilder, deren inhaltliche Elemente sich auf einige wenige beschränken.
Wie im kurzen historischen Abriss beschrieben, zeichnen sich minimalistische Bilder durch Reduktion auf.
Dadurch wirken diese Bilder in der Regel sehr ruhig.
Aufgeräumt.
Übersichtlich.
Einige Fotograf*innen sehen selbst die Verwendung von Farben bereits als Bruch mit dem Minimalismus an.
Soweit möchte ich dann aber nicht gehen. Denn ich denke schon, dass das obige Bild minimalistisch ist. Auch wenn es nicht in schwarz-weiß aufgenommen ist.
Worauf ich aber geachtet habe: Nicht zu viele Farben.
So wirkt das Bild vom Meer fast schon wie ein großer Farbverlauf. Und ich kann dir garantieren: Solche Motive wirst du in der Natur sehr häufig finden.
Es lohnt sich die Augen offen zu halten.
Augen offen gehalten und Motiv gefunden?
Dann lass uns mal ganz praktisch weitermachen.
Suche dir ein zentrales Element, dass du in deinem Bild zeigen möchtest.
Nun musst du mit der Perspektive spielen. Oder mit der Brennweite. Oder mit der Blende. Vielleicht auch mit der Belichtungszeit? Du kannst alles nutzen, was das Fotografie-Repertoire hergibt.
Lass‘ uns auf die vier genannten Elemente einen kurzen Blick werfen.
Blende für minimalistische Bilder nutzen
Mit der Blende kannst du dein Hauptmotiv von Vorder- und Hintergrund abheben.
Gleichzeitig kannst du damit bewusst den Fokus auf ein zentrales Element legen.
In der folgenden Aufnahme habe ich genau das versucht umzusetzen. Auch wenn meine Absicht ursprünglich nicht war, ein minimalistisches Bild aufzunehmen.
Bist du dir nicht mehr ganz sicher wie das mit der Blende funktioniert, dann lies dir meinen Beitrag „Die Blende – der Zaubertrank für deine Fotos“ durch.
Belichtungszeit für minimalistische Bilder nutzen
Auch die Belichtungszeit kannst du für minimalistische Bilder nutzen.
Gerade am Meer können die Wellen mit ihren Strukturen und Linien den ruhigen Eindruck im Bild sabotieren.
Hier kann dir eine lange Belichtungszeit helfen.
Das Meer wird zu einer nahezu glatten Fläche.
Und falls dir das mit der Belichtungszeit nicht mehr ganz geläufig ist, lies meinen Beitrag „Verstehe die Belichtungszeit – und fotografiere noch heute wie ein Profi„.
Und auch noch ganz wichtig: Wenn du lange Belichtungszeiten wählst, brauchst du zwingend ein Stativ.
Das brauchst du allerdings nicht nur für lange Belichtungszeiten. Es kann dir auch in vielen anderen Bereichen eine große Hilfe sein. Besonders bei der Reduktion des Bildaufbaus.
Brennweite für minimalistische Bilder nutzen
Die Brennweite ist eine weitere Möglichkeit, minimalistische Bilder aufzunehmen.
Wenn dies nicht der erste Beitrag ist, den du von mir liest, hast du vielleicht schon folgendes bemerkt: Normalerweise tendiere ich beim Fotografieren sehr zu weitwinkeligen Aufnahmen.
In diesem Beitrag ist das allerdings anders. Denn häufig nutze ich lange Brennweiten, um den Bildausschnitt zu verkleinern. Damit möchte ich Zuschauende bewusst auf einen wesentlichen Aspekt des Bildes hinweisen.
Und mal ganz praktisch gesprochen: Ein kleiner Bildausschnitt sorgt häufig (nicht immer!) für weniger Bildelemente.
Falls du mit dem Begriff Brennweite nichts anfangen kannst, lies dich in meinen Beitrag „Die Brennweite – fotografisch erklärt“ ein.
Perspektive für minimalistische Bilder nutzen
Abseits der Technik kannst du auch die Perspektive nutzen um ein minimalistisches Bild aufzunehmen.
Denn durch die Perspektive kannst du zum Beispiel störende Elemente aus deinem Bild entfernen.
Einfach mal in die Hocke gehen.
Oder du fotografierst direkt von oben.
Stört dich der Hintergrund, so kannst du vielleicht von unten nach oben fotografieren. Wahrscheinlich musst du dich dann ordentlich verrenken, aber hey: Was nehmen wir nicht alles auf uns, für ein tolles Foto.
Und jetzt du! Probiere dich in der Minimalismus Fotografie aus
Beim Bild oben könnten wir uns jetzt streiten.
Für einige ist vielleicht zu viel los, als dass es als Minimalismus durchgeht.
Dennoch wählte ich dieses Bild, weil es bei näherer Betrachtung stark reduziert ist. Die Furchen im Feld leiten zum kleinen Segelboot. Der Himmel kommt unspektakulär daher. Und die zurückgenommenen Farben stehen zwar in einem Kontrast zueinander. Dieser fällt aber nicht zu grell aus. So bleibt einer betrachtenden Person viel Raum für eigene Gedanken. Und zwar ohne zu viele Ablenkungen.
Taste dich langsam an die Materie heran.
Du wirst feststellen: Du wirst sehr stark von den Gedanken der Reduktion profitieren.
Denn häufig ist auf Bildern einfach zu viel los.
Mit dem Gedanken des Minimalismus kannst du dein Bild somit übersichtlicher gestalten. Zuschauende werden mit ihren Blicken durch die Reduktion der Bildelemente auf das eigentliche Hauptmotiv gelenkt.
Und auch, wenn du in der Zukunft nicht ausschließlich minimalistische Bilder aufnehmen willst, wirst du von der Beschäftigung damit profitieren. Versprochen.
Minimalismus – ein kleiner Überblick von Fotograf*innen zur Inspiration
Um dir den Einstieg ein wenig zu erleichtern, findest du hier ein paar ausgewählte Fotograf*innen. Mich haben deren Bilder stark beeinflusst und auch inspiriert. Vielleicht kannst du damit ja auch etwas anfangen?
- Sabine Werfel. Eine tolle Fotografin! Nicht nur ihre minimalistischen Bilder sind sehenswert. 🙂 Sie treibt in einigen Aufnahmen die Reduktion wirklich auf die Spitze. 🙂
- Lena Weisbek. Ebenfalls eine herausragende Fotografin! Ihre minimalistischen Bilder sind ebenfalls extrem reduziert und laden direkt zum Träumen ein. 🙂
Die Liste werde ich laufend erweitern. Gibt ja bestimmt noch viel mehr tolle Fotograf*innen, die sich dem Minimalimus in der Fotografie verschrieben haben.
Nun aber genug der Worte. Jetzt bist du dran!
Schnapp‘ dir deine Kamera und probiere dich aus.
Denn du wirst sehen, auch wenn du dich nicht auf den Minimalimus festlegst: Deine Fotografie wird sich dennoch verändern.
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