Im Sonnenuntergang fotografieren – zwei Techniken in der Praxis

Sonnenuntergänge gehören mit Sicherheit zu den mit Abstand häufigsten Motiven (wahrscheinlich gleich nach Hundewelpen und Katzenbabys).

Klar, das Schauspiel am Himmel ist ja auch beeindruckend.

Aber einen Sonnenuntergang fotografieren?

Das erkläre ich dir in diesem Artikel.

Weg Nummer 1 lässt sich mit jeder Kamera umsetzen, bei der du Blende und Belichtungszeit manuell einstellen kannst.

Weg Nummer 2 ist aufwendiger aber spart eine Menge Zeit am PC in der Nachbearbeitung.

Welchen du wählst, bleibt dir überlassen.

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Fertig? Dann los, lass‘ uns starten.

Warum Sonnenuntergänge schwierig zu fotografieren sind

Ich gehe mal davon aus, du hast dein Glück im Sonnenuntergang selbst schon probiert.

Das Ergebnis wird aber nicht deinen Wünschen entsprochen haben, denn immerhin liest du ja diesen Text.

Die größte Herausforderung um einen Sonnenuntergang zu fotografieren, besteht in den extremen Helligkeitsunterschieden.

Die Sonne als leuchtende Scheibe am Himmel überstrahlt einfach alles. Und wenn sie dann tiefer steht, hast du in der Regel nur zwei Optionen:

sonnenuntergang fotografieren mit belichtungsreihe vordergrund zu erkennen sonne und himmel weiß, an der ostsee mit baum am strand
Der Himmel ist weiß dafür der Vordergrund gut zu erkennen
sonnenuntergang fotografieren mit belichtungsreihe vordergrund schwarz sonne und himmel zu erkennen, an der ostsee mit baum am strand
Der Vordergrund ist schwarz, dafür der Himmel in all seiner Pracht zu erkennen.

Die obigen beiden Bilder kennst du vermutlich in der Art.

Die Bildsensoren einer Kamera können die Helligkeitsunterschiede schlicht nicht abbilden (im Fachjargon heißt das übrigens „Dynamikumfang„).

Bei dem hellen Bild sind die Schatten korrekt belichtet, dafür brennen die Lichter aus, sind also komplett weiß.

Beim dunklen Bild sind die Lichter korrekt belichtet, dafür saufen die Schatten im reinen Schwarz ab.

Besonders in diesem Bereich ist unser menschliches Auge noch im Vorteil. Eine Erklärung zur Belichtung findest du in meinem Artikel „Die „richtige Belichtung – das Histogramm als Hilfsmittel„. Nun habe ich dir aber versprochen, dir Tricks für Sonnenuntergangsbilder zu zeigen. Hier der erste:

Sonnenuntergang mit einer Belichtungsreihe fotografieren

Klingt komplizierter als es ist.

Du brauchst dafür ein Stativ und eine Kamera (oder Handy oder was anderes, mit dem du fotografieren kannst).

Wichtig: Du solltest die Belichtungszeit oder die Blende manuell einstellen können.

Schnall‘ das Gerät auf’s Stativ und warte auf den Sonnenuntergang.

Jetzt nimmst du mindestens drei Bilder auf:

  1. Bild Nummer 1 wird deine Ausgangsbasis. Dies ist ein Mittelding aus den beiden folgenden Aufnahmen.
  2. Bild Nummer 2 mit rein weißen Lichtern. Falls du dich jetzt fragst, woran du die weißen Lichter und die schwarzen Schatten erkennst: Die Antwort findest du im Artikel: Die „richtige“ Belichtung – das Histogramm als Hilfsmittel durch.
  3. Das dritte Bild im Bunde glänzt mit rein schwarzen Schatten.
sonnenuntergang fotografieren mit belichtungsreihe ausgangsbild, an der ostsee mit baum am strand
Das könnte zu den beiden obigen Aufnahmen das Ausgangsbild sein, ausgefressene Lichter, abgesoffene Schatten.

Mit Hilfe der Technik kannst du nun die drei obigen Aufnahmen zusammen rechnen lassen.

Das geht, in meinen Augen, am einfachsten mit dem kostenlosen Bearbeitungsprogramm Gimp. Hierfür musst du dann noch das ebenfalls kostenlose Plugin Exposure Blend installieren.

Das klingt aufwendiger als es ist.

Und das Ergebnis unten, kann sich doch sehen lassen, oder?

sonnenuntergang an der ostsee mit strand und kahlem baum

Fazit zum Fotografieren mit Belichtungsreihe

Wie du siehst, ist das obige Bild ausgewogen belichtet.

Der Himmel ist mit Sonne, Farben und Wolken zu erkennen. Genauso wie der Strand.

Der Aufwand für eine Belichtungsreihe ist natürlich schon recht hoch.

Sowohl in der Bearbeitung als auch bei der Aufnahme.

Dennoch lassen sich damit wirklich gute Ergebnisse erzielen. Vorausgesetzt, du hast ein Stativ dabei und scheust die Nachbearbeitung nicht.

Falls du nicht weißt, wie du so eine Belichtungsreihe mit Gimp zusammenfügst: Exposure Blend Anleitung (von der Installation bis zur Nutzung, leider nur auf Englisch).

Ich nutze Belichtungsreihen sehr gern, wenn ich einen Sonnenuntergang fotografiere, bei dem die Szenerie keine klare Horizontlinie hat. So wie in dem Bild oben. Der Baum reicht über den Horizont. Das macht es mit der zweiten Möglichkeit nämlich schon recht schwierig:

Sonnenuntergang mit Filtern fotografieren

Eine zweite Möglichkeit um einen Sonnenuntergang fotografieren zu können, hast du mit Filtern.

Das Zauberwort heißt Verlaufsfilter; und natürlich das Stativ!

Doch bevor wir uns in die Filterarbeit stürzen, folgt erstmal ein kleiner Exkurs, was ich mit Filtern eigentlich meine.

Wenn du das bereits weißt, kannst du den folgenden Absatz natürlich überspringen.

Exkurs: Filter

Es gibt zwei Arten um Filter zu verwenden: Schraubfilter und Steckfilter.

  • Schraubfilter werden vorn ins Objektiv geschraubt. Vorteil: Klein, leicht und günstig. Nachteil: Bei Verlaufsfiltern ist der Horizont in der Mitte und du kannst das nicht verändern. Sie sind nicht sonderlich flexibel, da du für jedes Objektiv mit unterschiedlichem Linsendurchmesser einen eigenen Filter benötigst. Und du kannst unterschiedliche Filter nicht miteinander kombinieren.
  • Steckfilter sind rechteckige Scheiben. Diese werden in einen Filterhalter gesteckt. Der Filterhalter selbst wird mit Schraubringen vorn am Objektiv befestigt. Vorteil: Flexibel in allen Bereichen. 🙂 Du benötigst nur die passenden Schraubringe für dein Objektiv. Je nach Halter kannst du zwei, drei oder noch mehr Filter miteinander kombinieren. Nachteil: Halter und Filtergläser sind recht teuer und du musst mehr Kram in deiner Fototasche dabei haben.

Kurze Zusammenfassung: Ich empfehle dir ein Filtersystem. Dies besteht aus:

Daraus besteht ein Filtersystem

  • Schraubringe für die Objektive. Vorn auf der Linse steht normalerweise der Durchmesser in Millimetern drauf.
  • Der Filterhalter. Dieser wird auf den Schraubring geschraubt oder eingeklippt. Hier werden die Filtergläser eingeschoben.
  • Filtergläser. Die eigentlichen Filter. Diese gibt es in verschiedenen Stärken und Arten:
    1. Reine ND-Filter (Neutral Density). Diese verdunkeln das gesamte Bild in verschiedenen Blendenstufen.
    2. Verlaufsfilter. Auch hier gibt es verschiedene Varianten. An einem Rand sind die Gläser sehr dunkel und laufen zur Mitte sanft (Soft-ND) oder mit einer harten (Hard-ND) Kante aus. Verlaufsfilter gibt es auch in umgekehrtem Verlauf. Dann beginnt der dunkle Teil in der Mitte und läuft sanft nach außen aus (Reverse-ND). Folglich ist besonders der Reverse-ND Filter zum Sonnenuntergang fotografieren am Meer geeignet.
    3. Nachtlichtfilter. Diese sollen das typische orangene Licht von Straßenlaternen ganz ordentlich heraus filtern.

Fazit

Warum empfehle ich dir nun aber ein ganzes System?

Ganz einfach: Damit kannst du dir das (natürliche) Licht so formen, wie du es haben willst. B

esonders am Strand zum Sonnenuntergang haben Filter mir das Fotografieren enorm erleichtert.

Ich kann jetzt nämlich mit verschiedenen ND-Filtern genau so viel Licht auf den Sensor lassen, wie ich es gern hätte. Auch wenn die Sonne noch gar nicht weg ist.

sonnenuntergang fotografieren mit dynamisch verwischter Welle an der Ostsee
Ohne ND-Filter, der das Bild abdunkelt, hätte ich bei dem Sonnenstand keine Belichtungszeit von 1/5s nutzen können. Die wollte ich aber, damit das Wasser verschwimmt und damit dynamisch wirkt. 🙂

Ja, die Kosten sind schon sportlich, aber einmal angeschafft, kannst du damit ne Menge Spaß haben.

Und guck‘ unbedingt auch mal auf dem Gebrauchtmarkt. Dort findest du besonders Filterhalter und Ringe zu richtig guten Preisen.

Filter in der Praxis

Wie schon im kurzen Exkurs beschrieben, bieten Filter tolle Möglichkeiten in der (Landschafts-)Fotografie.

Denn du hast damit die Möglichkeit auf verschiedene Lichtsituationen zu reagieren. Besonders, wenn du zwei oder auch drei Filtergläser kombinierst.

Das erleichtert das Sonnenuntergang fotografieren enorm, glaub‘ mir.

Lass uns in Gedanken eben an den Strand gehen.

Wir stehen im weichen Sand und hören das Rauschen der Wellen. Die Sonne nähert sich langsam dem Horizont. Die Farben am Himmel erstrecken sich über eine Fülle von Gelb und Orange. Vor uns liegt eine kleine Formation von Steinen, über denen sich das Meer immer wieder bricht.

Klarer Fall: Das will, Nein, das MUSS fotografiert werden.

Wir bauen unser Stativ auf und setzen die Kamera drauf. Auf das Objektiv der passende Ring und dann klippen wir den Halter ein. Soweit die Vorbereitung.

Der umgekehrte ND-Verlaufsfilter

Da die Sonne noch am Himmel steht, ist der Helligkeitsunterschied zwischen Himmel, Wasser und Steinen sehr groß.

Unsere Wahl fällt zunächst auf den Reverse Verlaufsfilter. Also den umgekehrten Verlaufsfilter.

Dieser sorgt dafür, dass der Himmel dort am stärksten abgedunkelt wird, wo die Sonne für die größte Helligkeit sorgt.

Mit ein wenig Fingerspitzengefühl schieben wir den Filter an die gewünschte Position.

Mit dem ND-Filter die Belichtungszeit verlängern

Die brechenden Wellen bergen eine schöne Dynamik in sich.

Die soll im späteren Bild auch zu erkennen sein.

Die Sonne bringt aber noch reichlich Licht mit sich.

Also schließen wir die Blende und drehen die ISO (Lichtempfindlichkeit) soweit runter, wie es geht.

Für verschwommenes Wasser reicht das aber auch nicht aus.

Wir bedienen uns daher eines ND-Filters (auch Grauverlaufsfilter genannt).

Drei Blendenstufen Abdunkelung sollten reichen.

Diesen schieben wir vor den Verlaufsfilter in den Filterhalter ein.

Und siehe da: Der Belichtungsmesser steht bei einer Belichtungszeit von 1/5s dicht an der Waage.

Wir betätigen den Auslöser:

welle rauscht verschwommen an den Strand zum sonnenuntergang

Das Bild kann sich doch sehen lassen.

Die Speicherkarte glüht.

Die Nachbearbeitung am heimischen PC wird sich stark in Grenzen halten. Denn das Ausgangsmaterial ist bereits schon ziemlich gelungen.

Als sich die Sonne hinter dem Horizont versteckt, hast du eine Idee:

Wie wäre es, den Strand mit einer ganzen Minute zu belichten?

Ob das funktionieren kann?

Wir stellen die Belichtungszeit an den Kameras auf eine volle Minute.

Die Vorschau im Display zeigt sehr viel Weiß.

Wir müssen das Licht noch stärker abschwächen.

Nichts leichter als das.

Nach dem Durchwühlen des Fotorucksacks halten wir einen weiteren ND-Filter in den Händen.

Dieser blockiert weiteres Licht; und zwar weitere drei Blendenstufen.

Mögliches Fokusproblem beheben

Frohen Mutes schieben wir das Glas in den Halter.

Als wir fokussieren wollen, beginnt die Kamera zu „pumpen“.

Sie findet keinen Fokuspunkt.

Mit allen Wassern gewaschen lassen wir uns davon nicht aus der Ruhe bringen.

Wir nehmen das letzte Glas wieder heraus und versuchen erneut zu fokussieren.

Siehe da: Der Fokus sitzt.

Damit das Objektiv genauso eingestellt bleibt, stellen wir die Kamera auf manuelles Fokussieren.

Jetzt schieben wir das Filterglas wieder in den Halter und lösen aus.

Tada:

ostsee zum sonnenuntergang fotografiert mit langer belichtungszeit mit glattem wasser und verschwommenen rot leuchtenden wolken, stein als fixpunkt
Mit einer langen Belichtungszeit lassen sich die Wogen glätten. 😉

Nun können wir uns zufrieden auf die Schultern klopfen.

Die Nachbearbeitung am heimischen PC wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn das Ausgangsmaterial sieht schon verdammt gut aus.

Lass‘ mich gern an deinen Ergebnissen teilhaben. Ob Belichtungsreihe oder mit Filter. Und wenn du Fragen hast, nur zu. Schreib‘ mir ne Mail oder hinterlasse einen Kommentar.

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