Die Lichtempfindlichkeit (ISO) des Sensors

Die Digitalisierung brachte der Fotografie einen unfassbaren Vorteil: variable Lichtempfindlichkeit (ISO).

Du kannst bei jeder Aufnahme entscheiden, wie lichtempfindlich dein Sensor sein soll.

Gut, Kritiker*innen könnten jetzt einwerfen: „Das ging früher bei den Plattenkameras auch schon!“

Allerdings war das Prozedere bei der Plattenfotografie um einiges aufwendiger.

Heute kannst du mit deiner Kamera ein Bild bei ISO 80 aufnehmen, das nächste bei ISO 25.600 oder noch mehr. Was diese Zahlen bedeuten, möchte ich dir hier kurz erklären.

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Kurze Begriffsgeschichte

Hier muss ich dich noch einmal mit dem Geschichtsbuch heimsuchen.

Mit dem ISO-Wert (vor der ISO-Einführung gab es noch ASA und DIN) sollten Filme in ihrer Helligkeitsdarstellung vergleichbar gemacht werden.

Also ein Fuji-Film sollte bei ISO 200 mit Blende 8 und Belichtungszeit 1/100s in der Helligkeit identisch mit einem Agfa-Film sein.

Bei der Entwicklung der Kamerasensoren übernahmen die Hersteller diese Praxis.

Hauptsächlich hast du über das Verstellen der Lichtempfindlichkeit des Sensors die Möglichkeit, dynamisch auf Veränderungen des Lichts zu reagieren.

Bei Filmen sah das anders aus. Denn änderten sich spontan die Lichtverhältnisse hattest du nur zwei Möglichkeiten: Film zurückspulen und einen neuen einlegen oder hoffen, die neue Situation mit Blende und Belichtungszeit zu bändigen.

Falls du gerade nicht weißt, wovon ich rede, lies meinen Beitrag zum Das Belichtungsdreieck – wie Blende, ISO und Zeit zusammenhängen. Dann verstehst du, worauf ich hinaus will.

Die Lichtempfindlichkeit (ISO) in der Praxis

Lass‘ mich dir nun kurz erklären, wann du welchen Wert nutzen solltest.

Eine gute Faustregel lautet: „So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.

Das soll bedeuten:

Wenn dir ausreichend Licht zur Verfügung steht, nutzt du den kleinsten ISO-Wert den deine Kamera kann. Der liegt meist zwischen 64 und 200. Das hängt von Hersteller und Modell ab.

Wenn es nun dunkler wird, die Belichtungszeit ist an der Grenze des Verwackelns, die Blende geht nicht weiter auf und du hast kein Stativ dabei, kannst du für ein gut belichtetes Bild den ISO-Wert erhöhen.

Willst du schnelle Bewegungen fotografieren, wirst du sehr häufig auch bei Tageslicht schon höhere ISO-Werte einstellen müssen.

Hohe Lichtempfindlichkeit hat Nachteile

milchstraße über wellenbrecher am strand mit hoher lichtempfindlichkeit fotografiert
Eine Aufnahme bei ISO 10.000
vergrößerter ausschnitt mit deutlich sichtbarem bildrauschen
Und hier mal in der Vergrößerung das sogenannte Bildrauschen.

Solltest du dich jetzt fragen, weshalb du den ISO-Wert „So niedrig wie möglich“ einstellen solltest:

Mit der Erhöhung der Lichtempfindlichkeit steigt die Anzahl fehlbelichteter Pixel. Im zweiten Bild siehst du das sogenannte Bildrauschen.

Halte ich persönlich für nicht so schlimm.

Denn wenn du nicht gerade die Fassade deines Wohnhauses mit deinen Bildern plakatieren willst, wird das Rauschen nicht auffallen.

Und tappe bloß nicht in die Foto-Foren-Falle. Dort wirst du massenhaft Behauptungen und Beweise finden, das deine Kamera ab einem ISO-Wert von 400 völlig unbrauchbar ist.

Am Anfang bin ich auf den Quatsch reingefallen.

Heute weiß ich es zum Glück besser. Daher mein Rat: Lass‘ dich von dem Unsinn nicht verunsichern. Ein verrauschtes Bild ist besser als gar keins.

Und noch ein motivierender Spruch: Wenn Menschen in deinem Bild nur noch das Rauschen kritisieren, hast du es geschafft. Dann bist du ein tausendmal bessere*r Fotograf*in als ich es je sein werde.

Weitere Mythen der Fotografie habe ich im Artikel „Vom Fotospruch zum Fotodogma“ festgehalten.

Der Dynamikumfang des Sensors nimmt ab

dunkler innenraum mit schaukelpferd vor überbelichtetem fenster wegen hocher lichtempfindlichkeit
Hier kam die Kamera an ihre Grenze. Der Helligkeitsunterschied ist zu heftig. Je empfindlicher der Sensor (also je höher der ISO-Wert) desto weniger Helligkeitsunterschied verkraftet der Sensor.

Wesentlich wichtiger, weshalb du hohe ISO-Werte meiden solltest:

Der Dynamikumfang des Sensors wird immer geringer.

Alles klar?

Nein?

Kein Problem.

Ich erklär’s dir.

Kamerasensoren können nur eine bestimmte Bandbreite an Helligkeit darstellen.

Der Klassiker: Du fotografierst bei Sonnenschein in einem Innenraum mit Fenstern.

Der Helligkeitsunterschied lässt dich nun wählen: Innenraum hell, dafür in den Fenstern nach draußen nur weiß. Oder auf dem Bild ist die Aussicht aus dem Fenster zu erkennen, aber der Innenraum ist zu dunkel.

Und je höher dein ISO-Wert steigt, desto weniger Helligkeitsunterschied verträgt der Sensor.

Noch mal etwas praktischer: Fotografierst du bei Sonne im Wald, siehts du bei ISO 100 sowohl das Himmelsblau als auch etwas Grün im Wald. Um und bei ISO 1600 und höher wirst du nur noch entweder Himmelsblau oder Waldgrün erkennen. Aber nicht mehr beides zusammen.

Als Landschaftsfotograf finde ich dieses Problem wesentlich gravierender, als ein bissel Bildrauschen.

ISO-Automatik

Meine Empfehlung:

Gerade in den Anfängen ist es am einfachsten die ISO-Automatik deiner Kamera zu nutzen.

Denn glaube mir, du wirst mit Blende, Belichtungszeit und Bildgestaltung genug zu tun haben. Und wie bereits erwähnt: Lieber ein Bild mit einem hohen ISO-Wert als gar keins.

hohoe lichtempfindlichkeit bei spielenden hunden an einem aonnigen tag
Strahlender Sonnenschein, aber der Schatten bei einer Belichtungszeit von 1/4000 Sekunde machte eine Erhöhung des ISO-Wertes auf 800 notwendig.

So, und nun hast du es fast geschafft.

Eine kleine Aufgabe gibt es aber noch:

Mach ein paar Bilder mit verschiedenen ISO-Werten. Guck dir die Bilder anschließend an und notiere dir, bis zu welchem ISO-Wert du mit dem Bildergebnis leben kannst.

Wühle dich im Anschluss durch das Menü deiner Kamera und stell‘ bei der ISO-Automatik den von dir notierten ISO-Wert als Maximalwert ein. Damit hast du nun erstmal Ruhe und kannst dich auf die anderen Aspekte der Fotografie Grundlagen stürzen.

Falls es dich interessiert: Meine Schmerzgrenze liegt bei ISO 12.800. Und das mit einer Kamera, die laut Foren schon bei ISO 500 nicht mehr zu gebrauchen ist… .

Zusammenfassung

Du kannst die Lichtempfindlichkeit des Sensors je nach Lichtsituation anpassen.

Ein kaum zu überschätzender Vorteil.

Gestatten dir Blende und Belichtungszeit kreativen Spielraum, kann das dritte Element der Fotografie damit nicht aufwarten.

Den ISO-Wert zu variieren, bringt dir aber mehr Spielraum in anspruchsvollen Lichtsituationen. Oder aber zum Ausgleichen, wenn du beispielsweise sehr viel Tiefenschärfe im Bild haben und/oder sehr kurz belichten willst.

  • So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig
  • hohe Lichtempfindlichkeit mindert den Dynamikumfang
  • hohe Lichtempfindlichkeit sorgt für Bildrauschen
  • dient als Ausgleichsmöglichkeit, wenn du Veränderungen an Blende und/oder Belichtungszeit vornimmst
  • lässt dich flexibel auf sich verändernde Lichtsituationen reagieren
  • zu Beginn als Fotograf*in bist du mit der ISO-Automatik gut beraten

Und zum Ende: Falls noch nicht passiert, trage dich unbedingt in meinen Newsletter ein. So bekommst du regelmäßig Tipps, Tricks und allerlei Wissenswertes rund um die Fotografie per Mail zugeschickt. Und mein E-Book „6 einfache Rezepte für herausragende Fotos“ gibt’s für dich kostenlos dazu:

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