Kontraste – sorge für Spannung in deinem Bild

Bilder werden durch Spannung lebendig.

Und für Spannung sorgst du am einfachsten durch Kontraste.

Kleine Pflanzen, die sich durch Beton arbeiten. Orange Wolken an einem blauen Abendhimmel. Ein geschwungener Fluss, der sich durch eine Reißbrettstadt schlängelt.

All das ist möglich.

Und damit du einen Überblick bekommst, stelle ich dir in diesem Beitrag fünf Kontrastarten mit Beispielbildern vor.

Kontrast im Sinne der Wortbedeutung bedeutet „Gegensatz“.

In der Fotografie begegnet dir der Begriff im Sinne des Hell-Dunkel-Unterschieds am häufigsten.

Daher ein Hinweis direkt zu Beginn: Mit Kontrast meine ich Gegensätze. Nicht die technische Komponente, die in der Bildbearbeitung genutzt wird.

Anders gesagt: Ich meine die Bildaussage, nicht die Bildbearbeitung.

Kurz noch vorab:

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Folgende Kontrastarten stelle ich dir vor:

  • Farbkontrast
  • Hell-Dunkel
  • Inhalts-Kontraste
  • Strukturkontraste
  • Größenkontraste

Kontraste durch Farben

An dieser Stelle streifen wir kurz den Kunstunterricht.

Ich weiß, weit entfernte Tage.

Viel blieb bei mir nicht hängen.

Was ich mir aber merkte (und ich kann nicht erklären warum):

Es gibt sogenannte Komplementärkontraste.

Also Farben, die sich deutlich von einander abheben, gegensätzlich sind und im Farbrad einander gegenüber liegen.

Farbkreis Itten 1961

Drei grundlegende Farbkontraste gibt es:

  • Rot – Grün
  • Blau – Orange
  • Gelb – Violett
orange leuchtende wolken über schneebedeckten berggipfeln und einem see im vordergrund zeigt farbkontraste
Hier hatte ich richtig Glück. Die orangen Wolken am blauen Himmel wirken sehr kontrastreich. 🙂

Stellst du eine orange Tasse auf eine blaue Tischdecke, wird sich die Tasse deutlich abheben.

Und auch in der Natur stolperst du ständig über solche Farbkontraste. Denke nur mal an rote Mohnblumen im grünen Gras.

wasserfall im roten sonnenuntergangslicht in grüner umgebung als beispiel rot-grü+-kontraste
Oder ein Wasserfall im Grünen im roten Licht des Sonnenuntergangs

Also Augen auf! Du findest bestimmt noch viel mehr. Ein kleiner Marienkäfer im grünen Gras, ein Fliegenpilz im Wald et cetera.

Du kannst Farbkontraste aber auch einfach zuhause konstruieren.

Nimm dir einen gelben Gegenstand und lege ihn auf eine violette Unterlage. Mach‘ davon ein Bild und lass es auf dich wirken.

Hell-Dunkel

Auch wenn ich mit den Farben angefangen habe:

Grundlegend für die Fotografie ist der Hell-Dunkel-Kontrast. Denn damit agieren wir.

Fotos entstehen durch das Zusammenspiel von Licht und Schatten.

Und die vielen Abstufungen dazwischen.

Du kannst mit diesem Kontrast, wie mit allen anderen Elementen, natürlich auch wunderbar spielen (im Artikel „Die „richtige“ Belichtung – das Histogramm als Hilfsmittel“ zeige ich dir die technischen Grundlagen für das Spiel).

Kleines Beispiel gefällig?

sonne bricht durch wolkendecke im hochgebirge des sarek nationalpark und sorgt für hell-dunkel-kontraste

Durch den kleinen sehr hellen Bereich wirken die Wolken und die im Schatten liegende Landschaft wenig freundlich. Gleichzeitig kehrt der Blick immer wieder zu den hellen Flächen im Bild zurück. Denn dort sieht es schön aus.

Das kannst du dir in der Fotografie zunutze machen.

Mit dem Spiel der Helligkeit kannst du den Blick von Zuschauenden auf Elemente lenken, die dir im Bild wichtig sind.

Wenn du die Kunst der Lichtsetzung beherrschst und einige Lampen zur Verfügung hast, kannst du auch in den heimischen vier Wänden damit spielen.

In dem du beispielsweise ein Spotlight auf ein tolles Buch lenkst. Im Zusammenspiel mit einer weit geöffneten Blende können so wundervolle Effekte entstehen.

Und auch hier wieder mein Appell: Tob‘ dich aus. Probiere herum. Erfahrung ist in der Fotografie durch nichts zu ersetzen.

Wie du das natürliche Licht in deiner Fotografie einsetzen kannst, habe ich dir übrigens im Artikel „Fotografie = Malen mit Licht“ zusammengefasst.

Inhalts-Kontraste

Mit inhaltlichen Kontrasten meine ich folgendes:

Elemente im Bild, die in einem inhaltlichen Gegensatz zueinander stehen.

Wie etwa ein im Müll erstickendes Schild auf dem Rastplatz mit der Aufschrift: „Mein Müll muss mit!“.

Dadurch kannst du Menschen verwirren, schockieren oder auch zum Schmunzeln bringen.

grüne pflanzen in einer betonhalle bringen inhaltliche kontraste
Die grünen Pflanzen stehen im inhaltlichen Kontrast zum Beton.

Wenn du es geschickt anstellst, sorgen solche inhaltlichen Kontraste für Staunen und Stutzen. Oder anders ausgedrückt: Dein Bild wird wahrgenommen.

Wo wir gerade beim Schockieren sind: Das folgende Bild zeigt Inhaltskontraste gleich auf mehreren Ebenen. Doch sieh am besten selbst.

bunker am strand in dänemark im licht der untergehenden sonne an einem wolkigen tag
Krasses Bild, oder?

Und direkt vorab: Ich weiß, dass Bild ist jetzt kein absoluter Brüller. Aber dennoch blieben bei diesem Bild die Blicke hängen.

Dies erreichte ich in erster Linie durch die Kombination von Sonnenuntergang am Strand und diesem Bunker.

Die schöne und verträumte Stimmung am Strand wird durch den riesigen Betonklotz zerstört. Außerdem trifft hier auch gleich noch die Assoziation von Krieg und Zerstörung auf die Romantik.

Doch damit nicht genug.

Wenn du dir den Bunker am rechten Bildrand etwas genauer ansiehst, findest du das Wort „Naziland“.

Noch ein weiterer inhaltlicher Kontrast. Dieser bezieht sich dann aber direkt auf eine historische Ebene. Schließlich sind die Bunker die Überbleibsel eines der finstersten Kapitel in der Geschichte.

Dieses Bild sorgte in einem deutschsprachigen Fotoforum für reichlich Diskussionen. Wobei ich damit zunächst gar nicht gerechnet hatte. Aber genau das macht dann eine gute Fotografie aus.

Strukturkontraste

Strukturkontraste erzeugen Spannung und Gegensatz durch ihre Form.

Sehr häufig wird im Bild ein Muster aufgenommen und an einer Stelle gebrochen.

fluss schlängelt sich in sanften schleifen durch karges steliaufragendes gebirge in einem starken struktur kontrast
Der Fluss Ráhpaädno schlängelt sich mit weichen fließenden Linien durch schroffe Felswände
kontrast auf der schnittseite eines gefällten baumes

Oder du spielst, wie im Bild oben, mit unterschiedlichen Strukturen.

Hier breche ich die sehr gleichförmigen Jahresringe mit dem Einschnitt. So erhält das Bild Spannung, ohne dass es sonderlich spektakulär daher kommt.

Auch an dieser Stelle ein Tipp: Achte besonders auf kleine Details und schau‘ genau hin. Häufig verbergen sich interessante Motive im Kleinen.

Für diese Motive musst du allerdings häufig mal deine Perspektive wechseln. Also mal in die Knie oder die Hocke gehen. Oder dich auch mal flach auf den Boden legen. Das könnte zwar für Irritationen bei Umstehenden sorgen, aber hey, das gehört einfach dazu.

In meinem Artikel „Die Perspektive – ein unterschätztes Mittel der Fotografie“ habe ich dir noch ein paar mehr Ideen aufgeschrieben. Lies dich mal ein.

Größenunterschiede

Die letzte Form der Kontraste, die ich dir vorstellen möchte, sind die der Größe.

Hierbei hast du ebenfalls wieder eine große Vielfalt mit der du spielen kannst.

Das geht ganz einfach:

Fotografiere dein Motiv, so dass die tatsächliche Größe nicht sofort zu erkennen ist.

Oder du hast das große Glück, dass du in einer gigantischen Umgebung unterwegs bist. So wie ich auf dem unteren Bild. Da hatte ich das Glück, dass eines der Zodiac-Schlauchboote wie bestellt am Eisberg vorbei fuhr. Damit erhältst du eine Relation zum Ausmaß des Eises.

eisberg im wasser von einem winzigen schlauchboot begleitet als verdeutlichung des grössen-kontrasts

So ähnlich wie die obere Aufnahme funktioniert auch das nächste Bild.

Die gigantischen Felswände entfalten ihre Wucht zwar auch ohne das Schiff. Aber mit dem Schiff wird der Eindruck um ein Vielfaches verstärkt.

Die Umgebung wirkt noch majestätischer.

Das kleine Schiff wirkt verloren in dieser Umgebung.

Wobei das Schiff (die Rembrandt van Rijn) mit ihren 50 Metern Länge und sieben Metern Breite wahrlich kein Spielzeug ist.

segelschiff als kontrast in einem fjord mit steil und sehr hoch aufragenden gebirgswänden

Zusammenfassung

Mit Kontrasten hast du viele Möglichkeiten Spannung in deine Bilder zu bringen.

Dabei stehen dir unterschiedliche Ebenen zur Verfügung.

Du kannst mit Farben spielen (nicht umsonst sind blühende Rapsfelder ein sehr häufig fotografiertes Motiv), durch geschickten Einsatz von Lichtquellen Akzente setzen.

Oder du suchst dir bewusst inhaltliche Gegensätze, um Betrachtende auf emotionaler Ebene anzusprechen.

Mit Strukturen kannst du spielen und Muster durchbrechen oder auch hier Gegensätze im Bild zeigen.

Und zum Schluss sprachen wir noch über Größenunterschiede. Kleine Details, deren tatsächliche Größe nicht sofort zu entschlüsseln ist, sorgen für Aufmerksamkeit. Das Spiel mit den Relationen kann sehr reizvoll sein. Insbesondere, wenn du Szenerien zeigst, in denen es zunächst keine Anhaltspunkte gibt. Bis dann irgendwo ganz versteckt beispielsweise ein Segelschiff die Höhe der umliegenden Berge in Relation setzt. Das bewirkt häufig einen starken Aha-Effekt.

Hast du Kritik, Fragen oder Anregungen? Dann lass es mich wissen. Entweder als Kommentar oder gern per Mail.

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