13 Fototipps, die ich als Einsteiger in die Fotografie gern VORHER gewusst hätte

Dunkle Wolkenwand am Himmel.

Umgestürzte Bäume am Meer.

Leichter Wind sorgt für gekräuselte Ostsee.

Am Horizont endet die Wolkenwand und ein schmaler Streifen gibt den Himmel frei.

Perfekt!

Noch 45 Minuten bis Sonnenuntergang.

In aller Ruhe stelle ich mein Stativ auf, schraube die Kamera auf selbiges und die Filter vor das Objektiv.

Nach einigen Jahren entwickelte ich mir eine Routine, so dass ich keine fünf Minuten nach Ankunft die ersten Bilder aufnehmen kann.

Diesmal habe ich aber viel mehr Zeit.

Denn bis die Sonne hinter den Wolken den schmalen Streifen am Horizont erreicht, vergeht locker noch eine halbe Stunde.

Die Ruhe der Ostsee lässt mich in Erinnerung schwelgen.

Aus irgendeinem Grund sinniere ich über meine Anfänge in der Fotografie: Was habe ich bis zu diesem Tag am Strand nicht alles für Bockmist in der Fotografie gebaut.

Als Ergebnis des Abends findest du hier 13 Tipps, die ich gern vor meinem Start ins Hobby Fotografie gehabt hätte und gleich noch ein Foto von dem magischen und weitestgehend perfekten Abend an der Ostsee.

Und falls du weitere Tipps und Tricks suchst: Sichere dir mein kostenloses Ebook 6 einfache Rezepte für herausragende Fotos.

Fototipp 1: Nutze ein (richtiges) Stativ!

2006 begann ich zu fotografieren. Oder besser gesagt: Ich kaufte meine erste „richtige“ Kamera und knipste damit. Vom wirklichen Fotografieren war ich seinerzeit noch weiter entfernt als Dynamo Dresden vom nächsten Meistertitel.

Bei einer Reise durch Schweden und Norwegen schleppte ich ein 30 Euro Stativ mit mir herum.

Die Einstellmöglichkeiten begrenzten die kreativen Möglichkeiten. Und klapperig war es auch. Dafür wog es ordentlich.

weißer wachtturm in der blauen stunde angestrahlt

Immerhin, es taugte zumindest für erste Langzeitbelichtungen. Bei halbwegs windstillem Wetter.

Richtig in die Fotografie tauchte ich 2011 ein. Mit meinem ersten richtigen Stativ.

Das Stativ erwarb ich nach einem guten Tipp aus einem Fotoforum. Verhältnismäßig günstig, aber sehr stabil. Und mit einem Kugelkopf auch viel flexibler als das alte aus dem Baumarkt.

Besonders ganz am Anfang hilft dir ein Stativ, dich voll und ganz auf das Verstehen der technischen Elemente wie Belichtungszeit und Blende zu konzentrieren.

Deine Kamera steht fest und sicher und du kannst dich in aller Ruhe um die Einstellungen kümmern.

Besonders wenn du dich gerade mit Blende und Belichtungszeit auseinandersetzt, kannst du am selben Bildausschnitt viel besser erkennen, welche Auswirkungen, welche Einstellung hat.

Das vereinfacht das Fotografieren lernen enorm.

Und sorgt schneller für Erfolgserlebnisse.

Ja, so ein Stativ ist selten handlich. Du nimmst dir aber automatisch viel mehr Zeit für dein Foto. Und das siehst du im hochwertigeren Ergebnis. Hast, Hektik und Eile meide in der Fotografie wie meine Hündin Ronja den Tierarzt.

Rückblickend ärgere ich mich immer noch, dass ich fünf Jahre (!) ohne Stativ durch die Weltgeschichte knipste.

Mach‘ nicht den gleichen Fehler.

Wenn du schnelle Erfolge beim Lernen sehen willst, fotografiere mit einem Stativ!

Wenn du auf der Suche nach einem leichten und halbwegs handlichen Stativ bist, lies dir in Ruhe die Kaufberatung zu Reisestativen von Biggi und Flo auf ihrer Seite phototravellers.de durch: Zur Stativkaufberatung.

Fototipp 2: Nicht die Kamera entscheidet über ein gelungenes Bild, sondern die Bildgestaltung

Die grausame Wahrheit.

Grausam vor allem für die Hersteller.

Denn das, was die Werbung gern als die absoluten Knüller-Highlights präsentiert, hilft dir in den seltensten Fällen beim Fotografieren lernen.

Schlimmer noch: Je teurer die Kamera, desto umfangreicher wird die Bedienung. Denn mit den teuren High-End-Geräten kannst du nahezu alles einstellen, was dein Foto beeinflusst. Und zwar direkt, ohne Menü. Daher die ganzen Knöpfe, Räder und Hebel.

Klar, machbar ist auch das. Auch als einsteigender Mensch. Immerhin gibt es ja über 300 Seiten Bedienungsanleitung dazu. Raten werde ich dir dazu aber definitiv nicht.

So unterschiedlich die Gehäuse, so simpel ist das Grundprinzip der Fotografie seit fast 200 Jahren: Licht –> lichtdichter Kasten –> empfindliches Medium.

Der letzte große Entwicklungssprung in der Fotografie kam mit der bezahlbaren Digitalfotografie.

Am grundlegenden Prinzip veränderte aber auch dieser Sprung nichts.

In einigen wenigen Bereichen kann eine bestimmte Kamera entscheidend sein. Denke an schnelle Bewegungen in dunkler Umgebung. Also Hallensportarten wie Handball oder Volleyball. Oder sehr schnelle Bewegungen von sehr kleinen Objekten. Wie etwa ein Eisvogel auf der Jagd.

Aber dafür musst du schon sehr genau und speziell wissen, was du fotografieren möchtest. Und das ist besonders am Anfang in den seltensten Fällen so.

Eine gute Einstiegskamera zeichnet sich durch folgende drei manuelle Einstellmöglichkeiten aus:

  1. Blende
  2. Belichtungszeit
  3. ISO

Mehr braucht es für den Anfang nicht.

Mit einer guten Fotoapp reicht also auch dein Handy.

Falls dir die Entscheidung für die richtige Kamera schwer fällt: Ich habe ein Ebook zu genau diesem Thema geschrieben. Du bekommst es gratis, wenn du dich für meinen Newsletter anmeldest: Welche Kamera soll ich kaufen?

Entscheidend für ein ansprechendes Bild ist die Bildgestaltung.

Wenn du weißt, wie die Drittelregel funktioniert, wie du mit ungewöhnlichen Perspektiven überraschst und das natürliche Licht ausnutzt, wirst du herausragende Bilder aufnehmen. Ganz gleich, welche Kamera du verwendest.

Zumindest in den meisten Fällen.

Denn natürlich will ich nicht verhehlen, dass auch die Highend-Gehäuse ihre Daseinsberechtigung haben. Je mehr Erfahrungen du sammelst, desto genauer weißt du, worauf du in deinen Bildern wert legen möchtest. Für den Anfang brauchst du aber erstmal das Grundlagenwissen. Und das lernst du mit jeder Kamera.

Wenn du also schnell in deiner Entwicklung voranschreiten willst, beschäftige dich mit Bildgestaltung. Weniger mit Datenblättern.

Wenn du wissen willst, was zur Bildgestaltung alles gehört, sieh dir meine Artikel zum Thema an: Bildgestaltung.

Vielleicht motiviert es dich zu wissen: Auch die weltberühmten Fotograf*innen machen im Grunde nichts anderes als du: Sie passen Blende, Belichtungszeit und ISO an das Licht an. Gucken, dass der Fokus passt und lösen aus.

Was sie von Einsteigenden unterscheidet: Sie überlassen in ihren Bildern nichts dem Zufall. Kein Element taucht in deren Bildern ohne einen Sinn oder einen Zweck auf.

Das macht den Unterschied aus.

Falls du mir nicht glaubst: Das Bild unten nahm ich mit einer Fuji S5 auf. Die Kamera erschien 2007. Das Foto entstand 2016. Neun Jahre alt, die Kamera. Auf dem Schiff trug sie den Beinamen „Methusalix“. Das Foto funktioniert aber trotzdem, oder?

Segelschiff zwischen eisbergen im sonnenlicht vor bergkulisse

Die geschätzten Kolleg*innen von Lichter der Welt widmen dem Thema übrigens einen wundervoll unterhaltsamen Artikel: „Warum deine Kamera völlig egal ist„. Definitiv eine Leseempfehlung!

Fototipp 3: Drei bis vier Bilder von einem Fotoausflug sind eine hervorragende Ausbeute!

Besonders am Anfang neigte ich dazu, alle meine Fotos toll zu finden. Das ist völlig normal.

Irgendwann schlug das aber um. Auf Fotoausflügen knipste ich wild drauf los. Und am Ende des Tages platzten meine Speicherkarten aus allen Nähten.

Mein Maßstab: Von jedem Motiv MUSSTE mindestens ein tolles Foto dabei sein.

Und in dieser Annahme flutete ich das Internet (in diesem Falle ein Forum und Facebook) mit meinen Bildern.

Masse schlägt Klasse. Das war damals mein Motto.

Den Anspruch hielt ich nicht lange durch und Reaktionen gab es auch keine.

Doppelt frustrierend.

Mittlerweile gebe ich mich mit drei oder vier zeigenswerten Bildern zufrieden und bin bei der Auswahl sehr kritisch.

zwei inseln in rotem see unter blauen abendhimmel
Ehe dieses Bild entstand, fuhr ich ein dutzendmal ohne zeigenswertes Foto zum Aufnahmeort.

Und manchmal auch mit gar keinem, wenn das Wetter schlicht nicht passt.

Mit anderen Worten: Nimm den Druck raus.

Entspannt fotografieren macht viel mehr Spaß.

Und hast du schon mal ein schlechtes Foto von Michael Kenna gesehen? Nein?

Das liegt daran: Die Stars zeigen einfach nur ihre besten Fotos.

Das ist einfacher gesagt als getan.

Aber versuche es.

Vorausgesetzt du kannst es dir leisten. Im vorletzten Tipp unterhalten wir uns gesondert über deine persönliche Motivation in der Fotografie.

Und wenn du ernsthafte und konstruktive Kritik zu deinen Fotos haben willst, steigt die Wahrscheinlichkeit, wenn du nicht gleich 756 Bilder zur Diskussion stellst, sondern eins oder zwei.

Und wo wir gerade bei Kritik sind…

Fototipp 4: Hilfreiche Kritik zu deinen Bildern findest du nicht auf Instagram

buhnen zum sonnenuntergang an einem steinstrand
Zu diesem Bild bekam ich glücklicherweise eine sehr umfassende Kritik, besonders zur Linienführung. Davon profitiere ich noch heute.

Rückblickend betrachtet, entwickelte ich mich am stärksten, wenn ich konstruktive Kritik zu meinen Bildern bekam.

Diese aktuell zu finden, gestaltet sich sehr schwer.

Instagram gilt zwar als Fotoplattform, sinnvolle Kritik bekommst du da aber nie.

Ähnlich verhält es sich bei Facebook. Die meisten nutzen die Gruppen und Plattformen, um ihre eigenen Bilder kommentarlos einzustellen. Auf der Jagd nach einem schnellen „Like“ oder einem „Traumhaft“-Kommentar. Mehr Austausch findet nur selten statt. Geschweige denn konstruktive Kritik.

Wo genau du sinnvolle Kritik aktuell erhältst, kann ich dir kaum beantworten.

Am ehesten noch, wenn du im Bekanntenkreis Leute hast, die auch fotografieren.

Aktuell bin ich selbst in einer Facebookgruppe aktiv, in der die reine Bildpräsentation noch nicht überhand genommen hat. Sie heißt: „Hilfe für Fotografie Anfänger“. Zumindest, Stand April 2023, bekommst du dort bei konkreten Fragen hilfreiche Antworten.

Ein Angebot: Wenn du Kritik zu einem deiner Bilder möchtest, schreib‘ mir eine Mail: konrad.paul@fotografieren-lernen.org

Fototipp 5: Zu viel Ausrüstung behindert die Kreativität

Ein Klassiker.

Als ich anfing, glaubte ich ALLE Brennweiten von 18-300 Millimeter abdecken zu müssen.

Außerdem musste ich ein Makro-, ein Ultraweitwinkel- und ein Portraitobjektiv sowie einige Festbrennweiten haben. Denn nur dann ist meine Ausrüstung komplett.

Im späteren Verlauf schleppte ich teilweise sieben bis acht Objektive mit mir herum.

Das führte dazu, dass mir einige tolle Bilder durch die Lappen gingen. Einfach weil ich unentschlossen und wild die Objektive wechselte.

Durch mein zweites Hobby, mehrtägige Trekkingtouren, lernte ich auf die brachiale Art und Weise meine Ausrüstung zu reduzieren.

Bei 12 Tagen Rucksackwanderung wird jedes zusätzliche Gramm zur Tortur.

Lernen durch Schmerzen.

Und ein Mangel an Auswahlmöglichkeiten führt zu schnelleren Entscheidungen und viel mehr Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Motiv.

Falls es dich interessiert: Auf meinen Trekkingtouren bin ich mit drei Objektiven unterwegs mit 9, 27 und 50 Millimeter. Vermisst habe ich selten irgendetwas (außer mein Stativ, siehe Tipp 1).

eisberger im rötlichen sonnenuntergangslicht
Versuch doch mal Landschaften mit einem 50mm-Objektiv zu fotografieren. Das fördert die Kreativität.

Weiterer Vorteil, wenn du deine Ausrüstung reduzierst: Du lernst deine Objektive viel besser kennen. Und mit ein wenig Übung siehst du bereits vor dem Bild, welches Objektiv zu welchem Motiv passt.

Wenn du also schon einige Objektive besitzt: Wähle gezielt eins oder zwei für deinen nächsten Fotoausflug aus. Und dann konzentriere dich nur auf die Möglichkeiten dieser beiden Objektive.

Besitze lieber ein oder zwei Objektive, die du regelmäßig nutzt, als einen ganzen „Objektivpark“ (was für ein fürchterlicher Begriff…), der zuhause vor sich hin oxidiert.

Fototipp 6: Gefallen dir bestimmte Bilder, versuche herauszufinden, wie sie entstanden.

Häufig bekommen Einsteigende den Tipp: „Schau dir Bilder von anderen Fotograf*innen an und versuche herauszufinden, wieso sie dir gefallen.“

Grundsätzlich ein starker Tipp.

Allerdings mit einem Haken: Gerade am Anfang kennst du ja nur einen Bruchteil der fotografischen Möglichkeiten.

Daher mein Rat: Frage gezielt nach, wie ein Bild entstanden ist. Fotograf*innen sind in der Regel recht auskunftsfreudig und teilen dir gern mit, wie ihre Fotos entstehen.

sonnenuntergang an der ostsee mit drei steinen im vordergrund
Hast du eine Idee, wie dieses Foto funktioniert? Falls nein, frag mich einfach.

Also keine falsche Scheu.

Dafür bieten sich die (a-)sozialen Medien wiederum an. Dort kommst du sehr schnell ins Gespräch.

Frage gezielt nach Gestaltungsmitteln: „Warum legt die Fotografin den Stein in das linke untere Bilddrittel?“ „Warum blieb der Ast im Bild, stört der nicht den ruhigen Aufbau?“

Das wären beispielhaft Fragen zur Gestaltung.

Was dir mit Sicherheit weniger hilft: Fragen nach der verwendeten Technik. Sehr beliebt sind die Fragen nach den Aufnahmedaten, den sogenannten Exifs oder einem bestimmten Kameramodell. Kann helfen, in vielen Fällen aber weniger hilfreich als direkte Gedanken zur Bildgestaltung.

Eins noch am Rande: Respektiere, wenn die Person dir den genauen Aufnahmeort nicht mitteilen möchte. In 98% der Fälle liegt das nicht am Wunsch nach Exklusivität der eigenen Bilder. Sondern am Schutz der Lokalität vor Heerscharen von Fotograf*innen.

Fototipp 7: Bildbearbeitung ist nicht verwerflich, sondern notwendig.

Als ich mit der Fotografie startete, stand für mich folgendes fest:

„Ich werde meine Bilder nicht bearbeiten. Ich will ja zeigen, dass ich ein toller Fotograf bin. Und nicht, dass ich mit Software umgehen kann.“

Völliger Blödsinn, so eine Aussage.

JEDES Foto ist bearbeitet.

Streng genommen bearbeitest du schon, in dem du einen bestimmten Bildausschnitt festlegst. Denn damit lässt du bereits Dinge außen vor, oder rückst bestimmte Elemente gezielt in die Wahrnehmung.

Und bei der Umwandlung der Signale des Sensors in eine Bilddatei bearbeitet die Kamera, was das Zeug hält.

Nur dass du bei der internen Bearbeitung nicht viel Einfluss auf das Ergebnis hast.

Und auch in der „guten, alten, analogen Zeit“ bastelten die Fotograf*innen an ihren Bildern.

Ob Negativ zerschneiden und anderen Himmel drüber kleben. Oder nachträglich Portraitfotografien mit Farbe verzieren. Denn Farbportraits verkauften sich besser.

All das ist nicht neu.

Und das Unterlassen von bewusster Bildbearbeitung kein Zeichen von Professionalität.

unbearbeitete hündin ronja auf waldweg mit zunge über der nase
Das RAW aus der Kamera, nur in jpeg exportiert.
bearbeitete hündin ronja auf waldweg mit zunge über der nase
Das gleiche Foto, diesmal von mir bearbeitet.

Wenn du das gesamte Potential deiner Bilder ausschöpfen willst und es deine Kamera zulässt, nimm deine Bilder bereits am Anfang im RAW-Format auf.

Schnappschüsse kannst du so in einigen Jahren nachbearbeiten und profitierst dabei von deinen gewachsenen Bildbearbeitungspraxiserfahrungswerten (ich liebe die deutsche Sprache!).

Das RAW-Datei-Format bedeutet übrigens nicht umsonst „Rohdateien“.

Mit der Bildbearbeitung gehst du die ersten Schritte in Richtung eines eigenen Bildstils.

Und ja, die Bildbearbeitung setzt Einarbeitung voraus. Gehört für mich aber genauso zur Fotografie, wie den Auslöser drücken.

Falls du Hilfe und Anleitung zur RAW-Bearbeitung suchst, findest du sie in diesem Artikel: Bildbearbeitung mit RAW-Therapee – in 10 Minuten bessere Bilder

Fototipp 8: Überlege dir schon zu Beginn ein sinnvolles System zur Bilderspeicherung.

Klingt schräg, ich weiß.

Ich fing 2006 mit der Fotografie an. Seitdem kam doch einiges an Bildern zusammen.

Wenn ich jetzt meine alten Bilder durchgehe, finde ich immer wieder großartige Fotos, die ich im Laufe der Jahre völlig vergas.

grüne landschaft irlands aus der vogelperspektive
Aufgenommen 2009. Wo werde ich da wohl gewesen sein?

Mittlerweile speichere ich die Bilder eines Fotoausflugs in einen jeweiligen Ordner. Der Name beginnt mit dem Jahr, dem Monat und dem Tag. Danach folgt in sehr kurzen Stichworten, wo ich war und was zentrale Motive waren.

Das erleichtert mir den Überblick enorm.

Und ja, ich bin hinsichtlich der Chronologie leicht autistisch veranlagt. Ich sortiere einfach gern nach dem Datum.

Eine andere Möglichkeit: Sortiere nach Thema und erstelle dort Unterordner.

Hauptsache, du behältst den Überblick.

Aber fange damit an, wenn du die ersten Bilder machst.

Und gewöhne dir an, deine Fotos direkt nach dem Ausflug auf dem Rechner zu speichern.

Lass sie NIEMALS einfach nur auf der Speicherkarte deiner Kamera. So verlierst du den Überblick und mit viel „Glück“ auch ALLE Bilder, wenn deine Speicherkarte den Datentod stirbt.

Weiterer Vorteil, wenn du die Speicherkarte regelmäßig leerst: Du wirst äußerst selten in einer Situation mit voller Speicherkarte dastehen. Denn glaub mir, Fotos nach Beurteilung am Kameramonitor zu löschen, fühlt sich richtig mies an… .

Fototipp 9: Neue Ausrüstung zu testen ist der beste Weg deine Zeit sinnlos zu verschwenden

Eine wunderbare Angewohnheit, das Hobby Fotografie so richtig frustrierend werden zu lassen:

Jede Neuanschaffung auf Herz und Nieren zu testen.

batterien an zollstock
Tolles Motiv, oder?

Also Versuche mit Zollstöcken, Batterien, Ziegelsteinmauern und irgendwelchen ausgedruckten Testcharts.

Besonders in Fotoforen nahm diese Testerei Ausmaße an… .

Und ja, ich ließ mich davon anstecken.

Als ich vor einigen Jahren mein erstes Ultraweitwinkel-Objektiv kaufte, testete ich mit allem was ich hatte.

Nach einigen Tagen stand für mich fest: Das Objektiv hat einen Fehlfokus.

Glaubte ich zumindest.

Bestimmt.

Vielleicht.

Eventuell.

Oder lag es einfach an meinem altersschwachen Monitor?

Hatte ich das Stativ verwackelt?

Fuhr draußen im Moment des Auslösens gerade ein Bus vorbei und sorgte für Erschütterung?

Ich wiederholte den Testaufbau immer und immer wieder.

In besagtem Forum erhielt ich eine Menge von „hilfreichen“ Tipps, wie und was ich am besten testete.

Nach drei Monaten schließlich schickte ich das Objektiv über meinen Fotohändler beim Hersteller ein.

Nach einigem Hin und Her wurde das Objektiv getauscht.

Ich startete den Testlauf von Neuem.

Bis sich ein geschätzter Fotokollege im Forum zu Wort meldete: „Wozu hast du das Objektiv eigentlich gekauft? Um Batterien und Mauern zu knipsen? Mach‘ mal richtige Fotos. Und wenn dir dann was auffällt, kannste den Testquark immer noch starten.“

Ob das getauschte Objektiv einen Fehlfokus hat? Keine Ahnung.

Ob irgendeins meiner dazu gekommenen Objektive einen Fehlfokus aufweist? Keine Ahnung.

Wenn ich fotografiere passt es. Es fällt mir nichts negativ auf. Das reicht mir.

Mein Rat: Fang erst gar nicht mit diesen Testorgien an. Und schon gar nicht, weil Mensch Xz von einer größeren „Serienstreuung“ eines bestimmten Herstellers spricht.

Fotografiere! Und wenn dir bei deinen Bildern etwas auffällt, frage gern um Rat: konrad.paul@fotografieren-lernen.org.

Anekdote am Ende: Den Testwahn auf die Spitze getrieben, hat der Objektivhersteller Sigma. Bei denen kannst du eine sogenannte „Docking-Station“ erwerben, mit der du deine Objektive im Fokus selbst korrigieren kannst. Völlig absurd!

Fototipp 10: Das Thema „Bildrauschen“ wird nur im Netz diskutiert, außerhalb interessiert es niemanden.

Das Bildrauschen führte mich 2006 fast dazu, dass ich die Fotografie an den Nagel hängte, bevor ich damit anfing.

Stolz wie Ronja, wenn sie mir ihr Lieblingsspielzeug präsentiert, schrieb ich einen Beitrag in einem deutschsprachigen Fotoforum zum Kauf meiner ersten DSLR-Kamera, einer D50.

Einer der ersten Kommentare: „Die Kamera rauscht doch schon bei ISO 400 dass es kracht. Hätte ich nicht gekauft. Bisschen länger sparen und gleich was vernünftiges kaufen.“

Das saß.

Völlig verunsichert blieb ich lieber bei ISO 200. Denn unbrauchbare Bilder wollte ich ja nicht.

Bis ich in selbigen Forum Bilder sah, die offensichtlich rauschten. Und dennoch großartig waren. Kommentar der Fotografin zu ihren verrauschten Bildern: „Ja, die Bilder rauschen. Und? Wenn die Bilder dich ansprechen und berühren, ist das doch völlig egal, oder?“

Später fand ich in einem Buchladen einen Bildband aus dem Amazonasgebiet. Preislich sehr ambitioniert mit fast 100€. Die Aufnahmen alle verrauscht. Dafür zeigten die Bilder das Leben eines indigenen Volkes, dass nahezu unbekannt und unbeeinflusst lebte. Für genau einen Fotografen aber eine Ausnahme machte.

Das letzte Mosaikstein, zur unsinnigen Diskussion übers Rauschen: Ich druckte meine „unbrauchbar verrauschten Bilder“ für ein Fotoalbum (ja, trotz allem digitalen Fortschritt liebe ich Fotoalben) auf 10×15 und 13×18 aus.

Das Ergebnis: Im ausgedruckten Bild rauschte nichts. Nicht mal bei ISO 1600 (höher kam die D50 nicht).

Die Rauschdiskussion gibt es heute übrigens immer noch.

Hündin bounty in waldwiese mit futterbeutel im maul
Eine Aufnahme mit ISO 3200. Mir war der Moment wichtiger, als das Bildrauschen.

Wahlweise ist meine Fuji nun ab ISO 500 oder ISO 800 nicht mehr zu gebrauchen.

Ignoriere solche Kommentare und nutze die ISO-Werte, die dein Sensor hergibt!

Ich fotografiere auch mit ISO 12.800.

Klar, Eine Hauswand kann ich damit nicht mehr tapezieren. Aber in manchen Momenten habe ich lieber ein verrauschtes Bild als gar keins.

Wenn du fachlich fundiert etwas über das Thema Bildrauschen lernen willst, empfehle ich dir den Artikel des Kollegen Markus Wäger: „Bildrauschen und Bildqualität: Mythen und Fakten„.

Und wenn das Rauschen der einzige Kritikpunkt an deinem Bild ist, gehörst du zu den Top10-Fotograf*innen der Welt!

Die Diskussion ist übrigens genauso müßig wie die Diskussionen, ob Kamera xy sich aktuell noch zu kaufen lohnt. Denn bestimmt steht nächsten Monat schon der Nachfolger in den Startlöchern. Direkt im Anschluss erzählen die selben Menschen dann aber, dass du eine Kamera bei Markteinführung nicht kaufen solltest, weil völlig überteuert.

Ginge ich nach dieser Logik, wartete ich wahrscheinlich noch heute auf meine erste Einstiegskamera.

Fototipp 11: Im M-Modus zu fotografieren, sagt nichts über deinen Kenntnisstand aus.

DAS Zeichen für ernsthafte Fotograf*innen.

Der gute alte M-Modus.

Denn nur wer den M-Modus beherrscht, bekommt Aussicht auf die Aufnahme in den Fotografie-Olymp.

Oder vielleicht doch nicht?

brechende welle mit steinen am ostseestrand zum sonnenuntergang
Mit welchem Modus habe ich dieses Bild wohl aufgenommen?

Wenn du dir Bilder anderer Fotograf*innen ansiehst, kannst du mir sagen, ob das Foto im M-Modus entstanden ist?

Nein. Natürlich nicht. Wie auch.

Trotzdem hält sich der M-Modus als Mythos und „einzig wahre Aufnahmemethode“.

Lass dich davon nicht kirre machen.

Nutze, besonders am Anfang, die Halbautomatiken. Also Blendenpriorität und Zeitenpriorität.

Du hast sicher genug damit zu tun, die Blende in allen ihren fotografischen Dimensionen zu verstehen. Genauso die Belichtungszeit. Mach es dir mit dem M-Modus nicht unnötig schwer.

Denn er sagt nichts über dein Können aus. Wenn du den M-Modus nur dafür nutzt, mit Blende und Belichtungszeit den Belichtungsmesser in der Kamera in die Waage zu bringen, ist der Automatikmodus in der Regel viel schneller.

Auch nach jahrelanger Erfahrung.

Oder verzichtest du beim Auto fahren auf ABS, ESP, Servolenkung und Bremskraftverstärker, weil „richtige Autofahrer den ganzen Schnickschnack nicht brauchen“?

Kurz als Hinweis:

Im Modus A/Av gibst du der Kamera eine Blende vor. Sie berechnet die übrigen Belichtungsparameter. Bietet sich besonders an, wenn du den Umgang mit der Blende lernst oder Sachen fotografierst, für die du eine bestimmte Blendenöffnung brauchst.

Im Modus S/Tv gibst du der Kamera eine Belichtungszeit vor. Sie errechnet dann den Rest. S/Tv ist besonders dann gefragt, wenn du den Umgang mit der Belichtungszeit lernen willst oder Motive fotografierst, bei der du bestimmte Belichtungszeiten nicht unterschreiten willst/kannst/solltest/darfst.

Der M-Modus hat seine Vorteile bei Motiven, bei denen Kameras sich schwer tun. Und du variabel mit der Blende reagieren möchtest, aber auch auf eine minimale oder maximale Belichtungszeit angewiesen bist: rennender, dunkler Hund bei Sonnenlicht im Wald zum Beispiel.

Aber das sind dann eher Spezialfälle.

Also, mach dir das Leben nicht unnötig schwer. Nutze die Hilfen, die dir deine Kamera bietet. Dem Foto sieht hinterher niemand an, wie es entstand.

Fototipp 12: Wofür fotografierst du? Für dich oder für andere?

Klingt anfangs banal.

Zählt aber zu den wichtigsten Fragen, die du dir stellen solltest.

Fotografierst du nur für dich selbst?

Oder fotografierst du im Auftrag für eine andere Person?

Verfolgst du mit deinem Foto einen bestimten Zweck?

Willst du einfach nur Bilder zu Erinnerungszwecken?

Willst du mit deinen Fotos Geld verdienen und sie an Bildredaktionen verkaufen?

Je nach Antwort verschiebt sich der Fokus.

Ich habe mir geschworen, dass ich ausschließlich für mich selbst fotografiere. Wenn anderen die Bilder gefallen, umso besser.

Das Instagram-Spiel (am besten mehrmals täglich Bilder mit Mähwert posten) habe ich eine Weile mitgespielt. Bis es mich so unter Druck setzte, dass ich den Notanker warf.

Einige Male knipste ich Bilder für andere, mit einem klaren Auftrag.

hafenansicht mit kleinen booten und größeren segelschiffen zum sonnenaufgang
Ein Auftragsbild. Beim dritten Anlauf MUSSTE es klappen. Ist mir auf Dauer zu anstrengend.

War eine interessante Erfahrung und brachte mir die Erkenntnis:

Das ist nicht meine Art der Fotografie.

Seit einigen Experimenten im Konzert-, Praxis- und Portraitbereich steht für mich der Hobbycharakter der Fotografie nicht mehr in Frage.

Für mich ist Fotografie Ausgleich und Freizeit. Ein Hobby, dass ich nur für mich mache.

Diese Erkenntnis sorgte einerseits für mehr Motivation, andererseits für viel mehr Gelassenheit. Wenn es beispielsweise mal mit dem Sonnenuntergang nicht klappt.

Als ich vor drei Jahren durch Eckernförde tingelte und Menschen auf meine Ergebnisse warteten, blockierte mich das fast völlig. Deswegen findest du diese Bilder nirgendwo im Netz (mit einer Ausnahme, in diesem Artikel). Ausschließlich in einer Praxis.

Wichtig: Mein Weg ist nicht deiner.

Meine Worte sollen andere Wege in der Fotografie nicht herabsetzen.

Es gibt viele großartige Portait-, Konzert- und Hochzeitsfotograf*innen, deren Arbeit ich bewundere.

Aber es ist ihre Arbeit. Nicht meine.

Nimm dir Zeit herauszufinden, welchen Stellenwert die Fotografie für dich einnehmen soll. Und wohin du damit willst.

Hätte ich mir diese Fragen früher gestellt, wären mir einige peinliche Momente erspart geblieben.

Fototipp 13: Fotografieren lernst du durch Fotografieren…

und kritische Nachbetrachtung.

Nimm dir nach einem Fotoausflug die Zeit und sieh deine Fotos in Ruhe durch.

Was kannst du aus deinen bisherigen Bildern für die zukünftigen lernen?

Ich hab‘ dir hier mal eine kleine Liste zur Inspiration mit möglichen Fragen angelegt:

  1. Hast du von einem Motiv unterschiedliche Perspektiven aufgenommen?
  2. Schneidest du dein Motiv bewusst oder nur unbewusst an?
  3. Haben sämtliche Bildelemente eine Funktion in deinem Bild?
  4. Entsteht Spannung, wenn du das Foto betrachtest?
  5. Ordnest du Elemente bewusst in der Bildmitte an oder unbewusst?
  6. Gibt es in deinen Bildern eine bewusste Aufteilung in Vorder-, Hintergrund und Bildmitte?
  7. Zeigt dein Foto verschiedene Ebenen, die in Verbindung miteinander stehen?

Notiere dir aber auch, was in deinen Fotos nicht gelungen ist. So hast du für den nächsten Ausflug einen kleinen Spickzettel.

Je mehr du fotografierst und dich im Anschluss kritisch mit deinen Fotos auseinandersetzt, desto steiler wird deine Lernkurve sein.

Versprochen.

Zum Abschluss

Nun liegt der Ball wieder bei dir.

Wie viele der Tipps befolgst du schon unbewusst?

Welche Fehler hast du am Anfang auch schon gemacht?

Schreib‘ es mir gerne in die Kommentare.

Mit meinen Fototipps will ich dir Anregung geben, dir Gedanken über deine Fotografie zu machen.

Was funktioniert, was nicht. Wo brauchst du vielleicht Hilfe?

Sei nicht frustriert, wenn du zwar einige Fehler nicht mehr machst, dafür andere hinzukommen. Das geht mir heute noch so.

Auch nach fast 20 Jahren Fotografie zog ich erst letztens mit leerem Akku und voller Speicherkarte los. Umgekehrt wäre schlauer.

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4 Gedanken zu „13 Fototipps, die ich als Einsteiger in die Fotografie gern VORHER gewusst hätte“

  1. Servus, also das mit Abstand der beste Artikel den ich gelesen hab ( schon viele). Unter anderem das mit dem Bildrauschen hör ich immer wieder. Ich hab seit Februar(also noch nicht lange )meine erste richtige Kamera bekommen( eos600d) bin eig total begeistert. Fotografieren tu ich schon lange aber halt nur Handy. Allerdings hab ich das Gefühl das viele Fotografen nicht wirklich helfen wollen (so mein Gefühl) momentan weis ich noch nicht genau in welche Richtung ich gehe ( wie gesagt steh noch am anfang), wobei mir die Natur, Landschaft Fotografie schon sehr taugt. Instagram und Facebook hab ich auch (bin auch in ner Hilfe für Anfänger gruppe) Kritik bekomme ich auch (Freunde,bekannte,Familie). Wenn ich das hier lese kann ich ja mit meiner Ausstattung recht zufrieden sein (2 Objektive, Kamera passt)das Stativ kommt noch :). Ja am Schluss wie du geschrieben hast, in welche Richtung es denn sein soll: ja irgendwann möchte ich damit Geld verdienen auch wenn nur nebenher,warum? Ganz einfach, weil ich sehr sehr gerne fotografiere und gern unterwegs bin. Ich seh das nicht als Arbeit wie jede andere sondern eher als Leidenschaft(genau mein Ding ). Sorry für den langen Text🙈 schönes Wochenende gewünscht.

    Antworten
    • Moin Daniel,
      zunächst mal: Wow! Danke für das tolle Lob! 🙂
      Ja, das böse, böse Bildrauschen. 😀 Wirklich ein Dauerbrenner.
      Behalte dir deine Begeisterung auf jeden Fall bei! Und lass sie dir nicht durch missgünstige Kommentare kaputt machen. Und ja, deine Ausrüstung reicht völlig. Viel wichtiger und sinnvoller ist die Auseinandersetzung wie du spannende Bilder komponierst. Was bedeutet Linienführung, wie sprichst du die Sehgewohnheiten der Menschen an und bringst sie eventuell aus dem Konzept? Das sind die Fragen, die wirklich wichtig sind. Da diese Fragen aber schwierig zu beantworten sind, stürzt sich der Großteil lieber auf technische Details. Das könnte auch erklären, weshalb einige Fotograf*innen dir nicht helfen. Eventuell nicht, weil sie nicht wollen, sondern vielleicht auch, weil sie einfach nicht können. 🙂 Und ja, das habe ich jetzt bewusst provokant formuliert. 🙂
      Ich drücke dir die Daumen, dass es mit deinem Ziel funktioniert.
      Dir ebenfalls ein schönes Wochenende!
      Grüße aus dem trüben Kiel
      Konrad

      Antworten
  2. Vielen Dank für den tollen Beitrag. Er hat mich in meinen zukünftigen Entscheidungen weiter gebracht.
    Sehr nett, anregend und verständlich geschrieben.

    Antworten

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