Weniger denken, mehr machen! – Kristin Vester

Der dritte Teil der Interviewserie. Diesmal hatte ich das Vergnügen mich mit Kristin zu unterhalten. Kristin und ich „kennen“ uns schon ein paar Jahre. Auch wenn es bisher noch nicht zu einem realen Kennenlernen reichte. Denn Kristin war ebenfalls eine Zeit lang sehr aktiv im DSLR-Forum. Da wir beide sehr gerne Landschaften fotografieren, kamen wir beim gegenseitigen Kommentieren in Kontakt und Austausch. Und gleichzeitig teilen wir die Liebe für den Norden. Kristins konstruktive Kritik und ihre Anmerkungen waren für meine Entwicklung ein absoluter Gewinn. Und ich glaube umgekehrt, war es genauso. Leider ist aber die Zeit der Fotoforen nahezu vorbei. Zwar gibt es sie noch, aber wirklich aktiv sind dort nur noch wenige.

Uns fiel im Gespräch auf, dass es aktuell keine Plattform zu geben scheint, in der Bilder konstruktiv und kritisch bewertet werden. In relevanten Facebookgruppen schläft das recht schnell ein. Instagram ist durch die Schnelllebigkeit nicht das richtige Medium. Flickr fristet gefühlt auch nur noch ein Nischen-Dasein. 500px hatte in der Vergangenheit mit Datenlecks zu kämpfen. Und dann hört es im Prinzip auch schon auf.

Hast du Interesse an so einer Plattform? Oder gibt es eine, die ich noch nicht benannte? Dann schreibe mich an oder in die Kommentare. 🙂

Kristin ist übrigens auch auf Instagram unter Kristins_landscape_pics zu finden. Eine absolute Empfehlung! Ebenfalls sehr schön anzusehen und mit ganz vielen Anregungen und Tipps versehen: Kristins Bilderthema im DSLR-Forum.

Wie und wann bist du zur Fotografie gekommen? Was war der Auslöser dich näher damit zu beschäftigen?

„Geknipst habe ich schon immer. Kameras gab es schon immer bei uns in der Familie und mein Vater hatte auch eine richtige Fotoausrüstung. Allerdings fing ich erst durch einen Arbeitskollegen (Robert Bonsels, ein absolut begnadeter Fotograf!, Anmerkung des Verfassers) an, manuell zu fotografieren. 2015 fuhr ich mit Robert und der Ausrüstung meines Vaters nach Island. Der Urlaub war die Initialzündung. Dazu kommt, das Robert mich motivierte immer weiter zu machen. So stieg ich immer tiefer in die Fotografie ein und ließ nicht locker.“

rauschende wellen mit steinen im vordergrund und markanten felsen im hintergrund

Was motivierte dich in deinen Anfangszeiten, dabei zu bleiben und nicht aufzugeben?

„Grundsätzlich motivierte es mich, anständige Bilder von meinen Reisen mitzubringen. Dazu kommt, wie schon angemerkt, dass Robert einfach ein guter Lehrer ist. Und für mich heißt „raus gehen und fotografieren“ ganz viel Ruhe und Entschleunigung.

Generell profitierte/profitiere ich sehr davon, mit anderen Fotograf*innen gemeinsam loszuziehen.

rotes holzhaus im schneesturm

Entscheidend für mich am Hobby Fotografie dranzubleiben, war das Jahr 2018. Im März reiste ich allein auf die Lofoten. Dort genoss ich die völlige Unabhängigkeit. Ich musste auf niemanden Rücksicht nehmen und konnte fotografieren, wann und wo ich wollte. Und im selben Jahr stand noch eine weitere Reise nach Island an. Für drei Wochen. Da stand ich dann auch mal fünf Stunden an einem Wasserfall.

Rückblickend würde ich sagen, meine stärkste Motivation war:

  • die (Bild-)Ergebnisse schaffen mir kleine Auszeiten und Entspannung durch die Erinnerung im Alltag
  • der Reiz, neue Landschaften zu entdecken und kennenzulernen
  • meine Kamera zu beherrschen
  • Bilder anderer Fotograf*innen zu sehen und das auch können zu wollen
  • konstruktive Kritik anderer zu meinen Bildern“

Was waren deine beiden Meilensteine bisher beim Fotografieren lernen?

„Den entscheidenden Meilenstein habe ich ja schon genannt. Die Islandreise 2015. Der zweite Meilenstein: Als ich das erste Mal eins meiner Bilder im DSLR-Forum einstellte. Ich war da richtig aufgeregt.“

Stell dir vor, du würdest mit deiner heutigen Erfahrung mit dem Fotografieren anfangen, was würdest du anders machen?

„Nichts. Rückblickend war das schon ein toller Weg. :)“

Anfängerfehler machen wir alle, welche sind dir bisher passiert und wie umgehst du diese?

rauschender gebirgsfluss im wald mit bergen im hintergrund

„Mir fiel im Nachhinein bei der Sichtung meiner Bilder auf, dass ich zu wenig mit der Perspektive spielte. Oder sie zu wenig konsequent umsetzte. Oder ich schaute beim Foto nicht auf das Histogramm. Und zuhause ärgere ich mich dann über falsch belichtete Bilder. Was mir auch schon passierte: Ich habe nicht auf die ISO-Einstellung der Kamera geachtet. Und dann bei hellem Tageslicht mit extrem hohen Iso-Werten fotografiert. „

Welche Stolpersteine haben dich beim Fotografieren Nerven gekostet?

„Ganz klar die Bildbearbeitung. Wenn ich drei Monate in Folge Photoshop nicht gestartet habe, fange ich quasi wieder komplett von vorne an und lerne das Programm wieder neu.

Auf mich selbst bezogen: Mein Perfektionismus. Den versuche ich zu überwinden. Manchmal hilft es weniger zu denken und mehr zu machen.

Weitere Stolpersteine waren für mich:

  • das manuelle Fokussieren von Sternen
  • die „richtige“ Belichtungszeit an Gewässern
  • die Waldfotografie.“

Was hinderte und hindert dich am Fotografieren, beziehungsweise daran, mehr zu fotografieren?

„Am meisten hinderte mich meine Arbeit. Häufig stresste mich der Alltag derartig, dass ich keine Lust und keine Motivation mehr fand, nach Feierabend noch fotografieren zu gehen. Dazu kommt, dass meine Umgebung im Sinne der Landschaftsfotografie nicht sonderlich viel her gibt. Was manchmal aber ganz gut funktionierte: Einen Foto-Freund zu haben, der zum Rausgehen animiert.“

Hast du ein paar Tipps und Kniffe, die du Menschen weitergeben möchtest?

„Oh ja. Da habe ich einige. (lacht)

  • Achte auf das Histogramm!
  • Richte das Bild schon bei der Aufnahme mit Libelle oder Anzeige aus
  • Achte auf die Bildmitte!
  • Stopfe dein Bild nicht voll, „Weniger ist mehr.“
  • Denk‘ an einen ansprechenden Vordergrund.
  • Landschaftsfotografie klappt auch mit Tele-Objektiven hervorragend.
  • Lege dich für einen Ausflug auf eine Brennweite fest und guck, was damit möglich ist.
  • Der beste Zoom sind die Beine!
  • Habe den Mut, dich zum Affen zu machen.
  • Die Kamera ist ein Arbeitsgerät.
  • Lerne deine Kamera kennen!“
holzbohlenweg durch grünen dichten wald

Wohin möchtest du mit deiner Fotografie kommen beziehungsweise entwickeln?

„Aktuell würde ich mich schon darüber freuen, wieder auf das alte Level zu kommen.

Davon abgesehen träume ich von einem Haus in Schottland mit einer eigenen kleinen Galerie. Vorgestellt habe ich mir, dass das Haus für Fotografie-Seminare und -Workshops genutzt werden kann. Mal sehen, ob und wie sich der Traum umsetzen lässt.“

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